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Lesetipp

Das Fach O und U familienfreundlicher gestalten

Teilnehmer der Zukunftswerkstatt 2016 © DGOU

Wie sehen familiengerechte Arbeitszeiten aus? Welche Karrieremöglichkeiten gibt es für Eltern, die im orthopädisch-unfallchirurgischen Fach arbeiten? Um Fragen wie diese zu diskutieren, hatte die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) im November 2016 zu einem Workshop eingeladen. Rund 25 Experten nahmen teil und tauschten sich dabei unter anderem über veränderte Modelle der Arbeitsorganisation aus. Der Artikel „Zukunftswerkstatt der DGOU: FAMILIsierung in O&U“, der nun in der Mitgliederzeitschrift „Orthopädie und Unfallchirurgie – Mitteilungen und Nachrichten“ (OUMN) erschienen ist, berichtet von diesem Treffen.

Für junge Medizinerinnen und Mediziner hat Familie einen anderen Stellenwert als für die Generation zuvor: Wenn Frauen heutzutage eine Familie gründen, ist das nicht gleichzeitig auch eine Entscheidung gegen die eigene Karriere. Hinzu kommt, dass immer mehr Männer eine aktivere Rolle im Familienleben einfordern. Daraus ergeben sich für Arbeitgeber neue Herausforderungen. Dieser gesellschaftliche Wandel wird oft als Familisierung beschrieben – im Gegensatz zum überholten Feminisierungskonzept. Um diesen Entwicklungen auch im Fach Orthopädie und Unfallchrurgie begegnen und Lösungsansätze für einen familienfreundlicheren Arbeitsalltag finden zu können, hatte die DGOU Ärztinen und Ärzte aus O und U sowie Experten wie Arbeitszeitberater in einem eintägigen Workshop zsammengebracht.

Zur mittlerweile 7. Zukunftswerkstatt der DGOU waren neben Vertretern der Fachgesellschaft auch Mitglieder des Jungen Forums O&U geladen, der gemeinsamen Nachwuchsorganisation der DGOU und des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). Ihr gemeinsames Ziel war es, Strategien zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie zu entwickeln. Dabei standen vor allem Fragen zur Gestaltung des Arbeitsplatzes, zur Dienstplanung oder zu verschiedenen Arbeitszeitmodellen für Mütter und Väter in medizinischen Berufen im Mittelpunkt.

In ihrem Eröffnungsvortrag „Was muss sich ändern?“ ging die Vizepräsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes Prof. Dr. Gabriele Kaczmarczyk auf die familiären Strukturen ein, die sich in den letzten Jahren gewandelt haben: Das Streben nach Karriere sei nicht bedingungslos der Verwirklichung privater Interessen untergeordnet. Auch wenn Väter zunehmend einen Teil der Kindererziehung übernehmen, seien in der Medizin Frauen in Führungspositionen noch immer unterrepräsentiert, betonte die Expertin. Hier müssten Lösungen für eine bessere Planbarkeit und die Organisation von Karrieremöglichkeiten gefunden werden.

Wie solche familienfreundliche, zum Teil kreative Arbeitszeitmodelle aussehen könnten und wie diese im medizinischen Arbeitsalltag erfolgreich umsetzbar wären, stellte eine leitende Ärztin aus O und U anschließend vor. Zudem berichteten Medizinerinnen verschiedener Karrierestufen von ihren Erfahrungen als berufstätige Mütter. Vor diesem Hintergrund skizzierten sie ihre Vorstellungen und Wünsche an familiengerechte Arbeitsbedingungen. Zur Frage der Arbeitsplatzgestaltung wurde das Projekt FamSurg/Transfer GenderMed am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein vorgestellt. Ziel der Initiative ist, familienfreundliche Strukturen zu schaffen und damit den Anteil der Chirurginnen an Kliniken langfristig zu erhöhen. Das Projekt wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und aus dem Sozialfonds der Europäischen Union gefördert.

Eine weitere Herausforderung für Kliniken ist der zunehmend von jungen Vätern geäußerte Wunsch, eine berufliche Auszeit zu nehmen und in Elternzeit zu gehen. Auch dieses Thema wurde auf dem Workshop aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.

In der abschließenden Diskussionsrunde zogen die Teilnehmer der DGOU-Zukunftswerkstatt Resümee: Um einen Nachwuchsmangel im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie zu vermeiden, müssten Stellen für Weiterbildungsassistenten attraktiver gestaltet sein. Der Rollenkonflikt junger Ärztinnen und Ärzte zwischen Beruf und Familie sollte auch weiterhin thematisiert werden. Zur Diskussion stünden hier beispielsweise geeignete Dienstzeit-Modelle, planbare Tagesabläufe sowie Karrieremöglichkeiten für Medizinerinnen und Mediziner in Teilzeit. Außerdem sei es notwendig, geeignete Angebote zur Betreuung von Kindern zu schaffen sowie nicht-ärztliche Aufgaben zu delegieren.

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