DGU erinnert mit Stolpersteinen an Schicksale jüdischer Unfallchirurgen
Rote Rosen und Kerzen umranden kleine Messing-Gedenktafeln direkt vor dem Eingang des Universitätsklinikums Leipzig: Es sind voraussichtlich die letzten drei Stolpersteine, mit denen die DGU am 24. Mai 2023 an das Schicksal ihrer 39 ehemaligen jüdischen Mitglieder erinnert und damit ein Zeichen gegen das Vergessen setzt. Direkt am Ort der Gründung der Fachgesellschaft verlegte Achim Beier vom Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V., in Vertretung für den Künstler und Initiator Gunter Demning, die Stolpersteine für Dr. Max Kroner, Dr. Konrad Ruhemann und Dr. Rudolf Selig. Danach wurden die Lebensläufe der drei Unfallchirurgen verlesen. Wie die anderen 36 Ärzte waren sie während der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 Opfer von Demütigung und Entrechtung. Die meisten der jüdischen Kollegen wurden ins Ausland oder in den Freitod getrieben, einige im KZ ermordet oder verstarben an den Folgen der Folterung. An dem feierlichen Gedenken nahmen auch Senatoren, Gremienmitglieder sowie der Geschäftsführer der DGU teil. Der Treffpunkt an den Stolpersteinen ist 13 Uhr. Wir bitten um namentliche Anmeldung bis 5. Mai bei der DGU-Geschäftsstelle: office@dgu-online.de.
Initiiert wurde der Prozess der geschichtlichen Aufarbeitung und Gedenken der jüdischen Mitglieder durch den früheren langjährigen DGU-Generalsekretär Jürgen Probst (1926-2016). „Nicht nur das geschehene Unrecht, sondern bereits die Tatsache, dass die Verfolgten wie alle anderen deutschen Staatsbürger mit eingeschränkten Rechten gleichermaßen unsere Mitglieder waren, nötigt uns, ihnen die Anerkennung unserer Gesellschaft wiederzugeben, sie aber auch sichtbar zu machen“, sagte Probst in seiner Rede auf der Mitgliederversammlung 2013, die auch in der OUMN erschienen ist.
DGU nimmt am weltweit größten dezentralen Mahnmal teil
Seiner Idee folgend und dank Weiterführung des Projekts durch Prof. Dr. Hans Zwipp, ehemaliger Präsident und Senatssprecher der DGU, sowie langer und intensiver Recherche konnte ein Jahr nach Probsts Tod den jüdischen Ärzten auch ein sichtbares Denkmal nach außen gesetzt werden, in dem die Fachgesellschaft im November 2017 in Leipzig erstmals 36 Stolpersteine und 2 Stolperschwellen durch Gunter Demning verlegen ließ. Damit nimmt die DGU am weltweit größten dezentralen Mahnmal teil und erinnert dauerhaft an ihre jüdischen Kollegen und deren erlittenes Unrecht.
Unter den 39 jüdischen Unfallchirurgen waren 12 Gründungsmitglieder, andere engagierten sich als Schriftführer, Schatzmeister oder erster Vorsitzender der DGU. Die Biografien aller ehemaligen Mitglieder können nachgelesen werden in der Festschrift anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Gesellschaft „100 Jahre Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie“.