PresseDKOU
Pressemitteilung zum DKOU

DKOU 2016: Schwerstverletzte brauchen ganzheitliche körperliche und psychische Betreuung

Jährlich leiden mehr als acht Millionen Menschen in Deutschland an den Folgen eines Unfalls oder einer körperlichen Verletzung. Häufig leidet auch die Psyche unter traumatischen Belastungen: Experten schätzen, dass fast jeder fünfte Bundesbürger von seelischen Traumafolgen betroffen ist. Trotz der hohen Patientenzahlen fehlt es in Deutschland bislang an einer ganzheitlichen Traumaversorgung, bei der die körperlichen und die seelischen Verletzungen von Betroffenen gleichermaßen und gesamtheitlich behandelt werden. Auch die Forschung bleibt auf diesem Gebiet hinter dem gesellschaftlichen Bedarf zurück. Was nötig ist, um Traumapatienten optimal zu betreuen, diskutieren Orthopäden und Unfallchirurgen auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) vom 25. bis zum 28. Oktober 2016 in Berlin.

Die in Deutschland gute Akutversorgung von Verletzungsopfern muss durch eine ganzheitliche Betreuung erweitert werden, die auch die Psyche umfasst. Weltweit fehlt es an spezialisierten Zentren, in denen Betroffene nach der Akutphase – sowohl physisch als auch psychisch  –  erfolgreich behandelt werden können.

„Körperliche und psychische Traumata gehen oft Hand in Hand“, erklärt Prof. Dr. Anita Ignatius, Direktorin des Instituts für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik amUniversitätsklinikum Ulm. Beide Arten von Traumata haben Einfluss auf die gleichen körperlichen Systeme, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-, Immun- und Hormonsystem. So können körperliche Verletzungen ein seelisches Trauma auslösen. Umgekehrt können psychische Belastungen die Reaktion auf ein körperliches Trauma und den Heilungserfolg beeinflussen.

„Um die Zusammenhänge zwischen körperlichen und seelischen Traumata zu verstehen, bedarf es Forschungsansätze, die diese Interaktion untersuchen“, erklärt Ignatius. Dafür müssten Unfallchirurgen und Psychiater transdisziplinär zusammenarbeiten. „Beide Fachrichtungen scheinen derzeit weit voneinander entfernt. Es fehlt an einer gemeinsamen Sprache, Forschungsarbeiten und Strukturen“, ergänzt  Prof. Dr. Jörg Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Ulm.

Um die transdisziplinäre Traumaforschung zu stärken, wurde 2015 an der Universität Ulm das Zentrum für Traumaforschung gegründet. „Damit ist eine international einzigartige Einrichtung entstanden, die physische und psychische Traumata zusammenführt“, sagt Prof. Dr. Florian Gebhard, Kongresspräsident und Prodekan der Medizinischen Fakultät des Universitätsklinikum Ulm.

Auch die Deutsche Traumastiftung setzt sich für eine bessere Versorgung von Traumapatienten ein und setzt dabei auf öffentliche Aufklärung und Forschungsförderung. Als erstes großes Projekt bereitet die Stiftung, die parallel zum Zentrum für Traumaforschung gegründet wurde, die Aktion „Kinder-Leben-Schützen-Retten“ vor, die für das Thema Verkehrssicherheit, Unfallverhütung, Gewalt und Integration bei Kindern und Jugendlichen sowie Erziehenden sensibilisieren soll.

Wie groß der Bedarf bei der Traumaversorgung ist, verdeutlichen die hohen Kosten in diesem Bereich:  Mehr als 40 Milliarden Euro kosten die Behandlung und Rehabilitation körperlicher Verletzungen pro Jahr. Die Therapie seelischer Traumafolgen erreicht eine ähnliche Größenordnung.  „Allein Kindheitstraumata wie sexueller Missbrauch oder körperliche Misshandlung sind in Deutschland so häufig wie Volkskrankheiten, zum Beispiel Diabetes Typ 2“, sagt Fegert.

Wie es um die aktuelle Traumaversorgung bestellt ist und welche Schritte nötig wären, erklären Experten auf einer Pressekonferenz im Rahmen des DKOU 2016 am 27. Oktober 2016.

 

Vorab-Pressekonferenz zum DKOU 2016:
Deutsche Traumastiftung: „Kinder - Leben - Schützen – Retten“
Prof. Dr. Florian Gebhard
Dienstag, 18. Oktober 2016 von 11 bis 12 Uhr
Haus der Bundespressekonferenz, Raum I+II
Schiffbauerdamm 40
10117 Berlin

Eine Akkreditierung ist erforderlich.

 

Pressekonferenz zum DKOU 2016:
„Mehr als ein Notfall: Der Mensch im Mittelpunkt der Traumaforschung“
Prof. Dr. Anita Ignatius und Prof. Dr. Jörg Fegert
Donnerstag, 27. Oktober 2016, 11 bis 12 Uhr
Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Pressezentrum, Raum 411
Jafféstraße (S-Bahnhof Messe Süd)
14055 Berlin

Eine Akkreditierung ist erforderlich.

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