Eishockey ist eine typische Start-Stopp-Sportart, die geprägt ist von vielen kurzen abwechselnden Bewegungen und Belastungen wie Antritte, Abstoppbewegungen und Körpertäuschungen sowie von schnellen Richtungswechseln. Wegen der zahlreichen Spielerwechsel während eines mitunter zweieinhalbstündigen Wettkampfs lösen sich Phasen von hochintensiver Belastung, wie Sprints, Zweikämpfe und Richtungswechsel, mit Phasen niedriger Intensität ab, wie beispielsweise während der sogenannten Bankzeiten. Aufgabe des Trainers und Trainerteams ist es, das richtige Maß zwischen Belastung und Erholung zu finden und jeden Spieler in Abhängigkeit seiner Spielposition optimal einzusetzen.
Verletzungen und Überlastung
Verglichen mit anderen großen Mannschaftssportarten wie Fußball, Basketball oder Handball ist das Verletzungsrisiko beim Eishockey während des Wettkampfs mit Abstand am größten – trotz Schutzausrüstung. Dabei nimmt das Verletzungsrisiko mit der Dauer eines Spiels überproportional zu, unterscheidet sich aber je nach Spielposition.
„Circa 80 Prozent aller Verletzungen entstehen im Wettkampf um den Puck und betreffen am häufigsten die Mittelstürmer und die Verteidiger, während sich die Goalies (Torhüter) am seltensten beim Spiel verletzen“, schreiben die Autoren Dr. Bastian Ipach und PD Dr. Fabian Blanke, Verbandsärzte des Deutschen Eishockey Bundes (DEB). Unterschieden werden spezifische Überlastungssymptome wie degenerative Erkrankung der Sehnen, unter anderem am Knie, Ellenbogen oder an der Achilles, und Zerrungen im Bereich des Rumpfes sowie sportartspezifische akute Verletzungen.
Sportartspezifische akute Verletzungen
Die im Eishockey am häufigsten verletzte Körperregion sei der Kopf mit ca. 20 Prozent aller akuten Verletzungen, heißt es weiter im Fachartikel. Meist handele es sich um Kontaktverletzungen, wenn der Betroffene bei einem Pass vorwärts gleitet oder beim Kampf um den Puck vom Gegenspieler gegen die Bande gecheckt oder direkt mit der Schulter am Kopf getroffen wird – oft auch verbunden mit einem gegnerischen Foulspiel. Je nach Schweregrad wird der Verletzte noch am Spielfeldrand untersucht und medizinisch versorgt oder gegebenenfalls aus dem Spiel genommen.
Häufige akute Verletzungen kommen weiterhin an Schulter-, Knie- und Oberschenkel vor, die durch Direktkontakt entstehen. Direkte Puck-Treffer oder Stockschläge vom Gegner können zudem zu Muskelverletzungen führen, ebenso wie plötzliche Sprinteinlagen oder Ausfallschritte der Goalies.
Schwerwiegende Wirbelsäulenverletzungen sind dank der verbesserten Schutzausrüstung und der „fair-play“-Regelung immer seltener geworden. Trotzdem kann es durch Bandenchecks oder Stürze zu Querschnittslähmungen kommen, wie jüngst beim Rosenheimer Eishockeyprofi Mike Glemser im Februar 2023.
Prävention von Verletzungen
Um schwerwiegende, folgenreiche Kopfverletzungen zu vermeiden, seien in den letzten Jahren intensive Präventionsstrategien erarbeitet worden. Dazu zählen verbesserte Schutzausrüstung mit Polsterungen und härteren Strafen für Checks von hinten und am Kopf sowie die Forderung nach flexiblen Banden. Darüber hinaus wird den Spielern im Training gemäß der Initiative „Heads Up, Don´t Duck“ vermittelt, den Kopf zu heben und nicht zu senken, wenn ein Kontakt zum Kopf unausweichlich ist. Spezifische Übungen zur Stärkung der Nackenmuskulatur seien ebenfalls förderlich, fassen die Sportmediziner Ipach und Blanke zusammen. Die beste Vorbeugung ist allerdings ein interdisziplinäres Zusammenarbeiten von Spielern, Trainer und dem restlichen Betreuerteam, z. B. Physiotherapeutinnen und -therapeuten, Sportpsychologinnen und -psychologen, Athletiktrainerinnen und -trainer oder Ernährungsberaterinnen und -berater, um die Spieler optimal auf einen möglichst verletzungsarmen Wettkampf vorzubereiten.
Wie ein Eishockeyspiel genau abläuft, welche Verletzungsmuster im Detail auftreten können und wie Diagnostik, Therapie und Rehabilitation idealerweise gestaltet werden sollten, kann im Artikel „Eishockey – Der schnellste Mannschaftssport der Welt“, erschienen im April-Newsletter der GOTS, nachgelesen werden.