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Weiterbildung: ZWB Infektiologie

Neuauflage der Zusatzweiterbildung sorgt für mehr Eigenständigkeit bei der Behandlung von Infektionen

Drei Ärzte lernen gemeinsam in der Bibliothek
© auremar / AdobeStock

Dass Chirurginnen und Chirurgen aufgrund der föderalen Regelungen in einem Großteil der Bundesländer keinen Zugang zur Zusatzweiterbildung Infektiologie haben, ist ein lange bestehendes Problem. Mit nur wenigen Ausnahmen war dieser bisher den Internisten und Pädiatern vorbehalten. Auf dem Deutschen Ärztetag (DÄT) im Mai 2021 wurde im Zuge der Einführung eines neuen Facharztes Innere Medizin und Infektiologie die bestehende Zusatzweiterbildung Infektiologie erneut geändert. Mit einem jetzt abgespeckten, aber dennoch sehr anspruchsvollen Curriculum können auch andere Fachgebiete die Weiterbildung aufnehmen.

„Es ist geschafft“, sagt die Leiterin der gemeinsamen Weiterbildungskommission von BDC und DGCH Prof. Dr. Julia Seifert. Indem verschiedene Gremien, Fachgesellschaften sowie die Bundesärztekammer eingebunden wurden, ist es schließlich gelungen, die Fachgesellschaftsvertreter an einen Tisch zu bekommen und der Musterweiterbildungsordnung (MWBO) ein grundlegend neues Aussehen zu geben. Nach intensiven Bemühungen weitet sich der Kreis. Bei der Mindestanforderung in der MWBO ist nun zu lesen: Alle auf „einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung oder in Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie oder in Hygiene und Umweltmedizin“ tätigen Ärztinnen und Ärzte. Bis hierhin war es jedoch ein beschwerlicher Weg.

Langjährige hartnäckige Verhandlungen gehen dem einheitlichen Konsens voraus

Die Vorstellung, die Zusatzweiterbildung zu öffnen, kam einem fächerübergreifenden „Eindringen“ in infektiologische Themen gleich und wurde daher von Seiten der Internisten und Infektiologen seit Verhandlungsbeginn nur unter der Prämisse geduldet, einen eigenständigen Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie zu implementieren. Diese Bedingung wurde in den Fachgesellschaften jedoch vorerst nicht mehrheitsfähig mitgetragen. Zwischenzeitlich kam es 2018 zu einem verkappten Kompromiss, der mit einem Curriculum versehen wurde, das für Nicht-Internisten schlicht nicht machbar war. 2019 wurden die Gespräche wieder aufgenommen: der Wunsch der Internisten und Infektiologen nach einem eigenen Facharzt bestand weiter fort. Ein erneuter Zusammenschluss der Fachgesellschaften folgte. Bei den gemeinsamen Beratungen und der Überarbeitung des Curriculums wurde nun besonders auf sogenannte fächerspezifische Infektionen geachtet. Mit dem Augenmerk darauf kam es zur beidseitigen Übereinkunft: kompromissbereit wurde nach langem Ringen der Etablierung eines neuen Facharztes Innere Medizin und Infektiologie zugestimmt.

Einhaltung ihrer Gebietsbestimmungen gilt für neuen Facharzt und Absolventen der Zusatzweiterbildung gleichermaßen

Da der neu geschaffene Facharzt Innere Medizin und Infektiologie gebietsintern agieren muss, bleibt der bisherige Infektiologe (Facharzt Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie) vorerst konkurrenzfrei; denn im Gegensatz zum neuen Facharzt ist dieser fach- und gebietsübergreifend agierend, da er laut Weiterbildungsordnung explizit andere Fächer und Gebiete bezüglich Diagnostik und Therapie konsiliarisch betreuen und beraten soll. „Gleiches gilt auch für die Kolleginnen und Kollegen, die jetzt die Zusatzweiterbildung Infektiologie absolvieren“, erläutert Seifert, die als Leitende Oberärztin der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin tätig ist.

Bereicherung für O und U

Seit über 15 Jahren verfolgt sie die Entwicklung des Curriculums der ZWB Infektiologie. Die Realisierung dieser nun breit durchführbaren Zusatzweiterbildung bringt für orthopädisch-unfallchirurgische Ärztinnen und Ärzte konkrete Vorteile mit sich: „Schon immer sind Haut-, Weichteil-, Knochen- und Implantat-assoziierte Infektionen ein wichtiger und komplexer Teilbereich unseres Faches O und U. Mit dem aktualisierten Curriculum bietet sich jetzt aber die Chance, unsere bisherigen fachspezifischen infektiologischen Kenntnisse zu erweitern. Damit erhält unser Fach im praktischen und wissenschaftlichen Tätigkeitsbereich neue Möglichkeiten der Gestaltung. Insbesondere für Chirurgen, die für den Bereich der septischen Chirurgie zuständig sind, könnte diese Zusatzqualifikation zu größerer Kompetenz und Unabhängigkeit führen.“

Quelle: Prof. Dr. Julia Seifert

Autorin: Angelika Julius

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