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Neue Versorgungsstrukturen für Osteoporose-Patienten

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Studien in Deutschland zeigen, dass Osteoporose-Patienten mit einem Knochenbruch selten eine spezielle Therapie erhalten. In der Folge erleiden die Betroffenen oftmals weitere Knochenbrüche, die zur Immobilität führen oder tödlich sein können. Um eine optimale Behandlung der Patienten mit Osteoporose sicherzustellen, wurden im anglo-amerikanischen Raum neue Versorgungsstrukturen entwickelt. In der aktuellen Ausgabe unserer Mitgliederzeitschrift „Orthopädie und Unfallchirurgie – Mitteilungen und Nachrichten“ (OUMN) stellt Prof. Dr. Wolfgang Böcker die Vorteile einer sektorübergreifenden Osteoporose-Therapie vor.

Knochenbrüche können ein erstes Zeichen einer Osteoporose sein. Daher kommt den Ärzten bei der Behandlung von Frakturen sowohl im Krankenhaus als auch im ambulanten Bereich eine besondere Verantwortung zu:  Nur eine schnelle und spezielle Osteoporose-Therapie kann weiteren Verletzungen vorbeugen.

Prof. Dr. Wolfgang Böcker, Direktor der Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, kritisiert, dass Osteoporose-Patienten in Deutschland selten eine adäquate Therapie erhalten und nennt dafür mehrere Gründe: Meist liege es am mangelnden Wissen von Haus- und Fachärzten sowie Patienten, welche schweren Konsequenzen eine Osteoporose haben kann. Zudem seien die Therapie-Leitlinien sehr komplex. Auch die Angst vor potentiellen Nebenwirkungen oder Regress-Ansprüchen spiele eine Rolle. „Der Hauptgrund allerdings liegt an der mangelnden Kommunikation zwischen den Schnittstellen Klinik, niedergelassener Arzt und Osteoporose-Spezialisten. Hier fehlt oft die Abstimmung, wer die Federführung der Präventiv-Therapie übernimmt“, erklärt der Experte.

Anders sieht es im anglo-amerikanischen Raum aus: Hier gibt es Versorgungsstrukturen, die die Lücke zwischen Krankenhaus, Hausarzt und Osteoporose-Spezialisten schließen – der sogenannte Fracture Liaison Service (FLS). Prof. Böcker berichtet, dass diese Modelle weitere Frakturen verhindern und damit die Gesundheitskosten reduzieren sowie die Qualität der Patientenbehandlung verbessern. In den USA und in Großbritannien hat sich der FLS bereits durchgesetzt: Es werden Fall-Manager eingesetzt, zum Beispiel Pflegende, die die Therapie der Osteoporose zwischen Krankenhaus, Hausarzt und Osteoporose-Spezialisten koordinieren.

„Auch in Deutschland entwickeln sich nun zunehmend Netzwerkstrukturen zwischen den einzelnen Schnittstellen, die als FLS genutzt werden können“, sagt Böcker. Beispielsweise unterstütze der Dachverband Osteologie (DVO) die Vermittlung von Spezialisten. Damit solle ermöglicht werden, dass der Patient die richtige Osteoporose-Therapie erhält und diese auch fortgeführt wird. Ein eigener FLS-Koordinator sei allerdings derzeit in Deutschland nicht finanzierbar. „Dies könnte sich ändern, wenn möglicherweise in der Zukunft Qualitätsparameter wie Prävention von Folgefrakturen als Anreize im Vergütungssystem eingeführt werden. Das sollte Ansporn genug sein, über Versorgungsstrukturen wie FLS ernsthaft nachzudenken“, meint der Chirurg.

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