PresseDKOU
Karriere in O und U

Wie weiblich ist die Arbeitswelt der Zukunft? Eine Erhebung.

Ein Mann und eine Frau stehen vor einem offenen Türspalt
© jozefmicic / Adobe Stock

Den Internationalen Frauentag als offiziellen Feiertag zu begehen, daran haben sich die Berliner, mittlerweile im vierten Jahr nach Einführung, gerne und schnell gewöhnt. Sich diesbezüglich auch mit den realen und alltäglichen Gegebenheiten der Arbeitswelt, der tatsächlichen Aufstellung in höheren Positionen oder, nur ganz grundlegend, sich hier und da einmal mit den Bedürfnissen weiblicher Belegschaften zu beschäftigen, nimmt wiederum oft nur oberflächlich oder zu geringen Raum ein. Für O und U steht jedenfalls fest: Jede Medizinabsolventin, die sich für das gemeinsame Fach entscheidet, kann nur als Gewinn gezählt werden. Gerade in den vergangenen eineinhalb Jahren sorgten einige Stimmen für etwas mehr Klarsicht hinsichtlich der orthopädisch-unfallchirurgischen Geschlechterverteilung sowie der Beweggründe für das Kommen und manchmal auch Nicht-Bleiben angehender Ärztinnen im Klinikgeschehen.

Dr. Annika Hättich hatte 2021 im Vorfeld der Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen (VSOU) in einem Interview über den erfreulichen Zuwachs des Frauenanteils berichtet. Ganze 25 Prozent der Assistenzärzte sind derzeit weiblich –  damit liegt Deutschland weit vorn. Die Zahl einordnend erklärt sie: „Vor allem im internationalen Vergleich liegt der Prozentsatz an Frauen in O&U dort oft nur im einstelligen Bereich – wir gehen also mit einem guten Beispiel voran. […] Und mit jedem Prozentpunkt mehr Frauenanteil sinkt die ‚Angst‘ vor der ‚Männerdomäne‘.“1 Dennoch bestehen bei allem Optimismus auch weiterhin Schwachstellen im System, die deutlicher ins Blickfeld gerückt werden müssen: Aufgrund teils immer noch mangelnder familienorientierter Arbeitszeitmodelle liegt für den Großteil ein Herankommen an die Spitze vergleichsweise weit entfernt, was sich an der Besetzung von Direktorinnenposten mit gegenwärtig gerade einmal 5 Prozent ablesen lässt: „Im März 2020 sind an 37 deutschen Universitätskliniken insgesamt drei Frauen (5,1%) in der leitenden Rolle als Direktorin tätig.“2 Immerhin nehmen, wenn auch nur langsam, die Zahlen der Frauen in Führungspositionen zu.

Hättich stützt sich bei ihren datenbasierten Ausführungen auf eine nur wenige Monate zuvor erschienene Publikation, welche die Entwicklung der Geschlechterverteilung der in O und U tätigen Ärzteschaft der letzten 15 Jahre skizziert. Diese bringt Struktur und zahlenmäßige Klarheit in das gern zitierte Schlagwort der ‚niedrigen Frauenquote‘. Wie definiert diese sich und wovon sprechen wir eigentlich wirklich, wenn wir das Wort niedrig verwenden?

Hättichs Münchner und Marburger Kolleginnen bezeichnen in der Studie das von ihr zuvor erwähnte Phänomen als „Glass-ceiling“-Effekt, welcher eine unsichtbare Grenze für Frauen beschreibt, einmal eine führende Rolle im Fachbereich einzunehmen. Um die dahinter liegenden Ursachen besser verstehen zu können, haben die Autorinnen in ihrer Untersuchung eine breit angelegte geschlechtsspezifische Bestandsaufnahme von 2005 bis 2019 vollzogen. Dabei dienten Dr. Patricia Lutz bei ihrer Erhebung auch von der DGOU bereit gestellte Daten hinsichtlich des geschlechterspezifischen Gefüges ihrer Mitglieder sowie zu rednerischen Verantwortlichkeiten auf dem DKOU 2019. Welche Analyse sich schließlich aus den harten Zahlen ergibt und welche Empfehlungen das Autorinnenteam für eine allen zugängliche orthopädisch-unfallchirurgische Arbeitswelt ausspricht, ist im Artikel „Ärztinnen in der Orthopädie und Unfallchirurgie in Deutschland: ein aktueller Status quo“ in der Fachzeitschrift Der Orthopäde nachzulesen.


Autorin: Angelika Julius

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