Was sagt ein Kongressmotto über den Zustand des Berufsethos aus? Erfährt der Arztberuf durch die steigende Ökonomisierung einen Wandel? In einer Art Bestandsaufnahme schildern die Präsidenten des DKOU 2019, welche Werte als Mediziner unverzichtbar sind. Die Beschreibungen fallen verschieden aus und ähneln sich doch strukturell. Bei Prof. Dr. Paul A. Grützner etwa rangiert das Arzt-Patienten-Verhältnis an vorderster Stelle. Dr. Möller nennt die ärztliche Zuwendung bestehend aus „Empathie und Zeit“ als obersten Grundwert, insbesondere auch deswegen, weil Schmerz als „Leitsymptom“ des Fachs fungiere. Prof. Dr. Carsten Perka sieht sich bereits bei Ankunft und Vorstellung eines Patienten in der Ambulanz mit „Wertefragen“ konfrontiert. Die Ökonomisierung der Medizin lässt die eigentlich angestrebte Behandlungsform oft nicht mehr allumfassend zu, sind sich alle einig. „Es wird nicht mehr vergütet, wenn man sich um den Patienten kümmert, sondern nur das, was man mit ihm macht“, beanstandet Grützner.
Parallelen hierzu gibt es in der Weiterbildung. Hierfür wird nicht ausreichend investiert. Eine sorgfältige Anleitung koste viel Zeit und Geld, gibt Perka zu bedenken. Auf föderaler Ebene gebe es aber bereits für die Weiterbildung in der Praxis einen großen Schritt nach vorn, merkt Möller – in der Hoffnung auf eine bundesweite Umsetzung – an: in der Pfalz wird diese seit wenigen Monaten mit 2.400 Euro pro Monat entlohnt.
Weitere Positionen zur Werte-Entwicklung im Fach O und U sind dem kompletten Interview „Werte in der Medizin“ in der OUMN (© DGOU und BVOU [2019] Published by Springer Medizin Verlag Berlin [2019]. All rights reserved.) zu entnehmen.