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Dr. Marco Brenneis im Porträt


"Durch Forschung Patientenversorgung verbessern"

Wie teilen Sie Ihre Tätigkeit zwischen Klinik und Forschung auf?

Marco Brenneis: In Frankfurt wende ich circa 10 bis 20 Prozent meiner Tätigkeit für die Forschung auf, da ich dort primär in den Klinikaufenthalt eingebunden bin; aktuell während meines Forschungsaufenthaltes in New York sind es natürlich 100 Prozent.

Warum haben Sie sich dafür entschieden, wissenschaftlich aktiv zu sein? Was begeistert Sie an der Forschung?

Marco Brenneis: Ich wurde durch meine experimentelle Doktorarbeit an das wissenschaftliche Arbeiten herangeführt. Hierbei hatte ich engen Kontakt mit den Patienten und habe gleichzeitig sehr viele Daten zu diesen Patienten gesammelt. Fasziniert hat mich hierbei vor allem die Möglichkeit, als klinisch tätiger Arzt einen Bogen zwischen diesen Datentabellen und den Patienten zu spannen und die klinischen Fragestellungen nicht nur mit statistischen Methoden, sondern auch mit molekularbiologischen Ergebnissen und klinischen Eindrücken beantworten zu können. Mir hat diese Arbeit am Patienten und im Labor sehr viel Spaß gemacht, sodass ich mich dazu entschieden habe, auch im Rahmen meiner Weiterbildung wissenschaftlich aktiv zu sein.

Was möchten Sie langfristig mit Ihrer Forschung erreichen? Was ist Ihr „großer Plan“?

Marco Brenneis: Ich möchte mit fundierter wissenschaftlicher Arbeit zu einer Verbesserung der orthopädischen Patientenversorgung beitragen. Am Ende der Karriere sagen zu können, dass man mit der eigenen Forschung hierzu einen Beitrag leisten konnte, würde ich als mein langfristiges und vor allem auch persönlich erstrebenswertes Ziel bezeichnen.

Wie können Ihrer Meinung nach mehr klinische Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen zur eigenen Forschung begeistert werden?

Marco Brenneis: In erster Linie durch eine Optimierung der zur eigenen Forschung verfügbaren Zeit. Es ist nicht leicht, die Forschungstätigkeiten mit dem klinischen Alltag zu vereinbaren, insbesondere in Zeiten, in denen in vielen Krankenhäusern aus finanziellen Gründen mehr und mehr Stellen abgebaut werden. Meiner Meinung nach nehmen deswegen viele forschungsinteressierte Kolleginnen und Kollegen Abstand von der zusätzlichen wissenschaftlichen Arbeit.
Die wissenschaftliche Forschung ermöglicht es, an nationalen und internationalen Kongressen teilzunehmen und aktuelle Behandlungsmethoden in den klinischen Alltag zu integrieren. In meinem Fall hat mir meine wissenschaftliche Arbeit sogar einen Forschungsaufenthalt an einem der renommiertesten Krankenhäuser der Welt ermöglicht.

Welche Herausforderungen / Hindernisse mussten Sie überwinden, um Forschung zu betreiben, und was raten Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs?

Marco Brenneis: Die größte Herausforderung war es, einen Anfang zu finden. Ich hatte viele Ideen, aber sehr wenig Erfahrung, wie ich diese Ideen in Projekte umsetzen kann. Meiner Meinung nach ist es daher sinnvoll, zu Beginn in laufenden Projekten mitzuarbeiten und Teilschritte einzelner Studien zu begleiten. Das hilft vor allem, den Zeitrahmen und den Aufwand solcher Studien einschätzen zu lernen, und verhindert, dass man plötzlich zu viele Projekte bearbeitet und die Zeit fehlt, um einzelne Projekte zu finalisieren. Mir hat außerdem der Austausch mit erfahrenen Projektleitern und Grundlagenwissenschaftlern, die meist Vollzeitforscher sind, sehr geholfen. Deren Unterstützung hat maßgeblich dazu beigetragen, den Überblick zu behalten und eigene Forschungsprojekte erfolgreich auf den Weg zu bringen.

Welches der von Ihnen bislang betreuten Forschungsprojekte hat Sie am meisten begeistert und warum?

Marco Brenneis: Meine Begeisterung für die Forschung ist mit jedem Projekt stetig gewachsen. Es macht einfach großen Spaß, wenn man die eigenen Ergebnisse in renommierten Zeitschriften publiziert sieht und auf internationalen Konferenzen vorstellen darf. Daraus ergibt sich dann auch die Möglichkeit, Anträge für neue Projekte zu stellen und einen eigenen Forschungsschwerpunkt zu entwickeln. Die Projekte, die ich an der Klinik für Orthopädie (Friedrichsheim) in Frankfurt unter der Leitung von Prof. Dr. Andrea Meurer bearbeitet habe und vor allem auch ihre persönlichen Kontakte zum Hospital for Special Surgery haben mir einen sechsmonatigen Forschungsaufenthalt in New York ermöglicht. Hier untersuche ich die Biomechanik von Revisionsendoprothesen an aufwendigen Kadavermodellen. Wir testen beispielsweise den Einfluss von Prothesen- und Augmentgrößen auf die rotatorische und translatorische Stabilität des Konstruktes. Ziel ist es, hieraus eine biomechanisch validierte Klassifikation zu entwickeln, die im klinischen Alltag hilft, in komplexen Revisionsoperationen des Kniegelenkes die richtigen Komponenten zu implantieren und damit das Outcome der Patienten zu optimieren.

Welchen Stellenwert nimmt nach Ihrer Ansicht die Forschung in O und U ein?

Marco Brenneis: Die Forschung nimmt einen sehr großen Stellenwert ein. Ohne die ständige Überprüfung und Weiterentwicklung von aktuellen diagnostischen Verfahren und Behandlungsmethoden ist eine Verbesserung des Patientenoutcomes nicht möglich.

Wie vereinbaren Sie Forschung und Familie miteinander?

Marco Brenneis: Hier ist ein gutes Zeitmanagement von Vorteil. Ich habe mich während meines klinischen Alltages zu circa 10 bis 20 Prozent meiner Arbeitszeit mit wissenschaftlicher Forschung beschäftigt. Ein großer Vorteil unserer Klinik ist hierbei die Unterstützung von Prof. Dr. Andrea Meurer, die forschend Interessierte immens unterstützt und für Forschungsprojekte nötige Freiräume ermöglicht. Das reicht gelegentlich jedoch nicht aus, sodass ich einen Teil der Arbeit während meiner Freizeit oder in der dienstfreien Zeit erledige. Es ist wichtig, nicht zu viele Projekte zu haben und sich realistische Ziele zu setzen, um letztlich nicht zu viel Freizeit zu verlieren.

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