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Dr. Julia Götz im Porträt


"Nichts ist fix - alles ist in Bewegung"

Wieviel Prozent Ihrer Tätigkeit wenden Sie für Klinik bzw. Forschung auf?

Julia Götz: Ich habe eine Klinikvollzeitstelle (100 %) bei Professor Grifka im Universitätsklinikum Regensburg (Bad Abbach). Forschung wird von unserem Chef in allen Hinsichten sehr gefördert. Projektgebunden gibt es Forschungszeiten während des Klinikalltags. Ganz wesentlich wird Forschung jedoch in der eigenen Freizeit durchgeführt.

Warum haben Sie sich dafür entschieden, wissenschaftlich tätig zu sein? Was begeistert Sie an der Forschung?

Julia Götz: Bereits im Studium hat mich die klinische Forschung sehr begeistert. Forschung ist Teamarbeit, mit dem Ziel, die Patienten bestmöglich zu versorgen. Das Forschungsteam, dem ich angehöre, beschäftigt sich mit Fast-Track-Konzepten in der Knie- und Hüftendoprothetik. Ich finde es spannend, bestehende Konzepte mit einem erfahrenen Team zu verändern und zu modifizieren. Vom Ethikantrag über die Auswertung der Forschungsergebnisse bis hin zur Veröffentlichung können wir als junge Nachwuchsforscher viel lernen und mit unseren Aufgaben und Erfahrungen wachsen. Es ist toll, dass bei uns schon Berufsanfänger von Beginn an gezielt gefördert werden.

Was möchten Sie langfristig mit Ihrer Forschung erreichen? Was ist Ihr „großer Plan“?

Julia Götz: Mein nächstes großes Ziel ist die Habilitation. Da wir bereits als junge Assistenzärzte in der Forschung aktiv sein können und die Unterstützung von Professor Grifka und unseren erfahrenen Oberärzten haben, ist das Forschungsteam breit aufgestellt und wir können mit der Zeit immer mehr Aufgaben unter Anleitung übernehmen. Bereits seit 2020 betreue ich auch eigene Doktoranden. Lehre und Forschung bereiten mir viel Freude und stellen mich immer vor neue spannende Herausforderungen. In der Universitätsklinik Regensburg-Bad Abbach haben wir die Möglichkeit, Klinik und Forschung gut zu kombinieren und uns dadurch auch klinisch weiterzuentwickeln.

Wie können Ihrer Meinung nach mehr klinische Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen zur eigenen Forschung begeistert werden?

Julia Götz: Mich haben die spannenden patientenbezogenen Forschungsprojekte wie beispielsweise die Fast-Track-Chirurgie oder der ambulante Einsatz von Hüft-Totalendoprothesen sowie die ambulante Hüftgelenksimplantation begeistert. Hinzu kommt ein super engagiertes Team, in welchem man sich gerade als jüngeres Mitglied austauschen sowie von den Erfahrungen der anderen lernen und profitieren kann. Auch die Vorträge und Gespräche mit anderen Assistenzärzten beim Jahreskongress der DGOU können Nachwuchswissenschaftler zur eigenen Forschung begeistern. Aus diesem Grund haben zusätzliche Fortbildungstage einen hohen Stellenwert. Ich schätze es sehr, dass es bei uns dafür eine leistungsbezogene finanzielle Unterstützung gibt.

Welche Herausforderungen / Hindernisse mussten Sie überwinden, um Forschung zu betreiben, und was raten Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs?

Julia Götz: Es kommen täglich neue Herausforderungen auf uns junge Nachwuchsforscher zu, beginnend bei der Klinikauswahl für die Ausbildung. Unser Chef fördert die Assistenten bereits im ersten Jahr durch die Integration in ein Forschungsteam nach Wahl, um erste eigene Aufgaben zu übernehmen. Schritt für Schritt wächst man mit seinem Aufgabengebiet. Wenn Ethikanträge abgelehnt werden oder bei der Aufstellung von neuen Konzepten kann ich immer erfahrene Oberärzte um Rat und Hilfestellung bitten – denn Forschung ist Teamarbeit und Aufgeben ist keine Option.

Welches der von Ihnen bislang betreuten Forschungsprojekte hat Sie am meisten begeistert und warum?

Julia Götz: Mich begeistert am meisten unser Fast-Track-Studienprojekt. Unser Studienteam besteht nicht nur aus Ärzten, sondern auch aus Physiotherapeuten, Sportwissenschaftlern und einer Study Nurse. Es ist ein tolles Gefühl, die Patienten bereits wenige Stunden nach der Operation mobil zu sehen. Es ist unglaublich, was kleine Veränderungen in Anästhesie und im Therapiekonzept bewirken können. Für mich ist es wichtig, dass Forschung für unsere Patienten einen großen Nutzen hat. Dies gilt auch für unser einzigartiges neues Studienprojekt: der ambulante Einsatz von Hüft- und Knieendoprothesen. Es gibt immer neue, spannende und innovative Projekte, auch für zukünftige Nachwuchswissenschaftler.

Welchen Stellenwert nimmt nach Ihrer Ansicht die Forschung in O und U ein?

Julia Götz: Für mich hat die Forschung einen sehr hohen Stellenwert. Nach dem Motto „Nichts ist fix – alles ist in Bewegung“. Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass ein Patient am Operationstag aufstehen kann, oder dass eine ambulante Endoprothetik von Hüft- und Kniegelenk umgesetzt wird. Solche Veränderungen sind der angewandten Forschung zu verdanken. Nur durch gute interdisziplinäre Zusammenarbeit können neue Ideen und Innovationen umsetzt werden.

Wie vereinbaren Sie Forschung und Familie miteinander?

Julia Götz: Kinder habe ich noch keine, aber für mich hat die Familie einen großen Stellenwert. Mein Freund und ich versuchen in unserer Freizeit, so viel Zeit wie möglich in den Bergen beim Mountainbiken und beim Skifahren zu verbringen. Natürlich ist ein gutes Zeitmanagement erforderlich, aber Familie, Arbeit und Forschung sind in der heutigen Zeit gut zu vereinen.

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