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Was mache ich nach einer Verletzung?

  • Maßnahmen: Muskel- oder Gelenkverletzungen sollte die PECH-Regel beachtet werden. Um eine gute Behandlung im Verletzungsfall zu ermöglichen, müssen bei jedem Wettkampf Eis und Bandagen vorhanden sein.
  • Bei anhaltenden Schmerzen oder belastungsabhängigen Beschwerden sollte zeitnah eine Vorstellung beim Arzt erfolgen. Alleiniges „Abwarten“ kann bei Muskel- und Gelenkverletzungen zu Wiederholungsverletzungen führen.
  • Verletzungen mit großen Blutergüssen sollten sofort einem Arzt vorgestellt werden.

Die Therapie einer Muskelverletzung besteht daher in einer konsequenten Belastungssteuerung. Direkt nach der Verletzung sollte die Belastung reduziert werden und ein eventuell auftretender Bluterguss durch Kompression/Druckverband minimiert werden . In den ersten Tagen sind Kühlung und Schonung wichtig. Bei anhaltenden Beschwerden in der betroffenen Muskelgruppe sollte frühzeitig fachkundige ärztliche Hilfe in Anspruch genommen und das Ausmaß der Verletzung (sind Muskelfaser, Muskelbündel oder Sehne betroffen?) durch Ultraschall und gegebenenfalls MRT genau diagnostiziert werden. Darüber hinaus sollte eine gezielte Belastungssteuerung sowie physiotherapeutische Maßnahmen zur strukturierten Muskelregeneration/-Heilung eingeleitet werden. Als Faustregel gilt: Bei sichtbarem Bluterguss muss rasch eine Diagnose erfolgen – denn handelt es sich sogar um einen Sehnenabriss, sollte innerhalb der ersten drei Wochen überprüft werden, ob eine Operation zur Wiederanheftung der Sehne notwendig ist.

Insbesondere Bandverletzungen an der Außenseite des oberen Sprunggelenkes entstehen durch Umknicken auf dem Boden oder auf einem Fuß eines:r Gegenspieler:in. Häufig werden diese Verletzungen bagatellisiert, führen aber im Verlauf zu funktionellen Problemen am Sprunggelenk (Steife, Instabilität). Sofort nach dem Umknicken sollte ein Druckverband mit Eiswasser angelegt und die sportliche Aktivität beendet werden, um ein Anschwellen zu verhindern. Bis zur ärztlichen Untersuchung muss das Bein geschont und gegebenenfalls hochgelagert werden (PECH-Regel).

Knieverletzungen entstehen häufig durch Wegknicken oder im Zweikampf als direkten Kontakt gegen das Kniegelenk. Zeichen für eine ernstzunehmende Verletzung sind hier ein Anschwellen des Gelenks sowie ein starker Schmerz mit Bewegungseinschränkung. Auch in diesem Fall sollte sofort die sportliche Aktivität unterbrochen werden sowie Kühlung und Kompression angelegt werden.

In den letzten Jahren sind Kopfverletzungen im Handball aufgrund alarmierender Langzeitfolgen zunehmend in den Fokus geraten. Wurde früher noch eine „leichte Gehirnerschütterung“ als Bagatelle abgetan, so weiß man heute, dass es sich dabei um eine Schädigung von Nervenzellen im Gehirn handelt. Dieses verfügt glücklicherweise über eine gute Selbstheilungskraft, sofern man dafür günstige Voraussetzungen schafft.

Zeichen einer Gehirnerschütterung nach einem Zusammenprall sind Bewusstlosigkeit (auch nur Sekunden), Benommenheit, Übelkeit, Sehstörungen, Schwindel und Gedächtnisstörungen. Im Profisport stehen nach einem solchen Zusammenprall spezielle Zeitfenster (drei Minuten) für eine neuropsychologische und körperliche Untersuchung am Spielfeldrand durch den Mannschaftsarzt oder die Mannschaftsärztin zur Verfügung. Diese entscheidet anhand einer Untersuchung, ob ein Weiterspielen möglich ist. Im Amateurhandball sind solche medizinischen Checks auf dem Feld selten möglich. Der Spieler oder die Spielerin sollte daher bei Beschwerden nach einem Zusammenprall großzügig ausgewechselt werden.

Die wichtigste Maßnahme besteht in Abschirmung und Ruhe. Um dem Gehirn die Möglichkeit zur Regeneration zu geben, sollte auf Alkohol und die Nutzung von Medien (Handy, Fernsehen) in den folgenden Stunden und Tagen verzichtet werden. Bei anhaltenden oder sich verschlimmernden Beschwerden ist zeitnah eine ärztliche Untersuchung notwendig. In diesem Zusammenhang muss auch beachtet werden, dass bei Kopfzusammenstößen Verletzungen der Halswirbelsäule (Nackenschmerz) und des Mittelgesichts (Sehstörungen, Gesichtsschmerzen) auftreten können.

Schulterverletzungen entstehen häufig durch den Griff in den Wurfarm oder durch Sturz auf die Schulter. Zeichen für eine ernstzunehmende Verletzung sind hier ein starker Schmerz mit Bewegungseinschränkung, Bluterguss und gegebenenfalls Veränderung der Schulterkontour. In diesem Fall sollte sofort die sportliche Aktivität unterbrochen werden sowie die Schulter geschont angelegt werden. Falls vorhanden, kann eine elastische Bandage/Orthese zur Ruhigstellung angelegt werden.

Handwurzelverletzungen:
Durch einen Sturz auf die ausgestreckte Hand, kann es zu Handgelenk- und Handwurzelverletzungen. Diese können den Knochen (besonders Speichen- und Kahnbeinbruch) oder die Handwurzelbänder (besonders das Band zwischen Kahn- und Mondbein) betreffen.

Die Verletzungen werden häufig bagatellisiert, da sie nicht in jedem Fall zu stärkeren Beschwerden führen und sich teilweise nur mit leichter Schwellung im Handgelenkbereich präsentieren. Bei Beschwerden von über einer Woche ist eine frühzeitige Vorstellung bei einem Experten oder einer Expertin jedoch dringend empfohlen, da komplexe Folgen und gegebenenfalls sogar bleibende Schäden drohen, wenn Verletzungen übersehen werden.

Daumenverletzungen:
Im Handball kann es zu Verletzungen besonders des ellenseitigen Seitenbandes kommen („Skidaumen“). Aufgrund der großen Kraftaufwendung kommt es häufig zusätzlich zu Verletzungen des umgebenden Kapselapparates. Verletzungen im Bereich der Gelenkkapsel durch Distorsionen und Überdehnungen können langanhaltende Beschwerden sowie Schwellungen hervorrufen und benötigen nicht selten 6-8 Monate um sich zurückzuentwickeln.

Wichtig ist bei Verletzungen im Bereich des Daumengrundgelenkes frühzeitig eine Verletzung des ellenseitigen Seitenbandes zu diagnostizieren.

Fingerverletzungen:
Verletzungen der Knochen und Bänder der Mittelhand und Finger entstehen häufig durch den Ballanprall an die Hand oder durch Spielerkontakt. Zu den typischen Symptomen gehören Schmerzen, Fehlstellung, Instabilität und Bewegungseinschränkungen. Aufgrund anhaltender Beschwerden werden die Verletzungen normalerweise frühzeitig einer Expertin oder einem Experten vorgestellt.

Bei Verletzungen des kindlichen Bewegungsapparates handelt es sich bei akuten Fällen oft um Frakturen, insbesondere der oberen Extremität. Da die Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, gilt es in der Kindertraumatologie besondere Regeln und Behandlungsalgorithmen zu beachten. Deswegen ist es sinnvoll, sich in die Hände eines mit Kindertraumatologie und den stereotypen Verletzungsmustern erfahrenen Arztes zu begeben. Hier können dann altersentsprechende Behandlungsoptionen besprochen und eine kindgerechte Therapie eingeleitet werden.

Akute Verletzungen an der oberen Extremität betreffen oft das Handgelenk. Hier herrscht ein großes Potential für konservative Therapie. Bei grob dislozierten Frakturen ist eine operative Versorgung notwendig. Anders verhält es sich am Ellenbogen, hier besteht nur ein geringes Korrekturpotential, eine operative Versorgung ist häufiger notwendig. Frakturen im Bereich der Schulter (proximaler Humerus) hingegen haben wiederum ein sehr hohes Remodelling-Potential. Dies ist auf die große Potenz der Wachstumsfuge zurückzuführen.

Verletzungen der unteren Extremität sind seltener als die der oberen Extremität. Zu beachten sind auch hier bestimmte kinderspezifische Verletzungsmuster. Insbesondere am Kniegelenk ist hier der knöcherne Ausriss des vorderen Kreuzbandes zu nennen, der einer Avulsionsverletzung der proximalen Tibiaepiphyse entspricht. Eine klassische Kreuzbandruptur ist im Kindesalter selten, tritt aber in den letzten Jahren deutlich häufiger auf und sollte auch im jungen Alter operativ versorgt werden, um Folgeverletzungen (z.B. Meniskusverletzungen) zu vermeiden.

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