Was mache ich nach einer Verletzung?

- Maßnahmen: Muskel- oder Gelenkverletzungen sollte die PECH-Regel beachtet werden. Um eine gute Behandlung im Verletzungsfall zu ermöglichen, müssen bei jedem Wettkampf Eis und Bandagen vorhanden sein.
- Bei anhaltenden Schmerzen oder belastungsabhängigen Beschwerden sollte zeitnah eine Vorstellung beim Arzt erfolgen. Alleiniges „Abwarten“ kann bei Muskel- und Gelenkverletzungen zu Wiederholungsverletzungen führen.
- Verletzungen mit großen Blutergüssen sollten sofort einem Arzt vorgestellt werden.

Fast die Hälfte der Verletzungen im Profifußball betreffen die Muskulatur. Besonders häufig ist die Rückseite des Oberschenkels (Hüftstrecker) betroffen, gefolgt von Verletzungen der Oberschenkel-Vorderseite (Hüftbeuger). Im Amateurfußball kommen deutlich weniger Muskelverletzungen vor. Hauptgründe für das erhöhte Verletzungspotenzial bei den Profis sind die erheblich höhere Krafteinwirkung auf die Muskulatur beim Sprint oder Schuss sowie die durch den Spielbetrieb eingeschränkten Möglichkeiten zur Regeneration.
Studien über verschiedene Sprint- und Kontaktsportarten zeigen, dass der Hauptrisikofaktor für eine Muskelverletzung eine vorangegangene Funktionsstörung der Muskulatur oder eine nicht gut ausbehandelte Muskelverletzung ist. In diesem Zusammenhang wurde auch gezeigt, dass es sich beim sogenannten „Muskelkater“ um eine frühe Funktionsstörung der Muskelfasern durch Mikroverletzungen handelt (Delayed Muscle Onset Soreness), die das Auftreten schwerwiegender Verletzungen begünstigt.
Die Therapie einer Muskelverletzung besteht daher in einer konsequenten Belastungssteuerung. Direkt nach der Verletzung sollte die Belastung reduziert werden und ein eventuell auftretender Bluterguss durch Kompression/Druckverband minimiert werden. In den ersten Tagen sind Kühlung und Schonung wichtig. Bei anhaltenden Beschwerden in der betroffenen Muskelgruppe sollte frühzeitig fachkundige ärztliche Hilfe in Anspruch genommen und das Ausmaß der Verletzung (sind Muskelfaser, Muskelbündel oder Sehne betroffen?) durch Ultraschall und gegebenenfalls MRT genau diagnostiziert werden. Darüber hinaus sollte eine gezielte Belastungssteuerung sowie physiotherapeutische Maßnahmen zur strukturierten Muskelregeneration/-Heilung eingeleitet werden. Als Faustregel gilt: Bei sichtbarem Bluterguss muss rasch eine Diagnose erfolgen – denn handelt es sich sogar um einen Sehnenabriss, sollte innerhalb der ersten drei Wochen überprüft werden, ob eine Operation zur Wiederanheftung der Sehne notwendig ist.

Sprunggelenksverletzungen kommen besonders häufig im Amateursport vor. Insbesondere Bandverletzungen an der Außenseite des oberen Sprunggelenkes entstehen durch Umknicken – Ursache dafür sind oft schlechte Platzverhältnisse oder die Einwirkung des Gegners. Häufig werden diese Verletzungen bagatellisiert, führen aber im Verlauf zu funktionellen Problemen am Sprunggelenk (Steife, Instabilität). Sofort nach dem Umknicken sollte ein Druckverband mit Eiswasser angelegt und die sportliche Aktivität beendet werden, um ein Anschwellen zu verhindern. Bis zur ärztlichen Untersuchung muss das Bein geschont und gegebenenfalls hochgelagert werden (PECH-Regel).
Knieverletzungen entstehen häufig durch Hängenbleiben im Rasen oder im Zweikampf. Die Verletzung, die Fußballspieler und -spielerinnen wohl am meisten fürchten, ist die Ruptur des vorderen Kreuzbandes durch ein Wegknicken des Kniegelenkes während einer Drehbewegung. Zeichen für eine ernstzunehmende Verletzung sind hier ein Anschwellen des Gelenks sowie ein starker Schmerz mit Bewegungseinschränkung. Auch in diesem Fall sollte sofort die sportliche Aktivität unterbrochen werden sowie Kühlung und Kompression angelegt werden.

In den letzten Jahren sind Kopfverletzungen im Fußball aufgrund alarmierender Langzeitfolgen zunehmend in den Fokus geraten. Wurde früher noch eine „leichte Gehirnerschütterung“ als Bagatelle abgetan, so weiß man heute, dass es sich dabei um eine Schädigung von Nervenzellen im Gehirn handelt. Dieses verfügt glücklicherweise über eine gute Selbstheilungskraft, sofern man dafür günstige Voraussetzungen schafft.
Zeichen einer Gehirnerschütterung nach einem Zusammenprall sind Bewusstlosigkeit (auch nur Sekunden), Benommenheit, Übelkeit, Sehstörungen, Schwindel und Gedächtnisstörungen. Im Profifußball stehen nach einem solchen Zusammenprall spezielle Zeitfenster (drei Minuten) für eine neuropsychologische und körperliche Untersuchung am Spielfeldrand durch den Mannschaftsarzt oder die Mannschaftsärztin zur Verfügung. Diese entscheidet anhand einer Untersuchung, ob ein Weiterspielen möglich ist. Im Amateurfußball sind solche medizinischen Checks auf dem Feld selten möglich. Der Spieler oder die Spielerin sollte daher bei Beschwerden nach einem Zusammenprall großzügig ausgewechselt werden.
Die wichtigste Maßnahme besteht in Abschirmung und Ruhe. Um dem Gehirn die Möglichkeit zur Regeneration zu geben, sollte auf Alkohol und die Nutzung von Medien (Handy, Fernsehen) in den folgenden Stunden und Tagen verzichtet werden. Bei anhaltenden oder sich verschlimmernden Beschwerden ist zeitnah eine ärztliche Untersuchung notwendig. In diesem Zusammenhang muss auch beachtet werden, dass bei Kopfzusammenstößen Verletzungen der Halswirbelsäule (Nackenschmerz) und des Mittelgesichts (Sehstörungen, Gesichtsschmerzen) auftreten können.

Handwurzelverletzungen:
Durch einen Sturz auf die ausgestreckte Hand, kommt es bei Torhüterinnen und Torhütern vermehrt zu Handwurzelverletzungen. Diese können den Knochen (besonders Kahnbeinbruch) oder die Handwurzelbänder (besonders das Band zwischen Kahn- und Mondbein) betreffen.
Die Verletzungen werden häufig bagatellisiert, da sie nicht in jedem Fall zu stärkeren Beschwerden führen und sich teilweise nur mit leichter Schwellung im Handgelenkbereich präsentieren. Bei Beschwerden von über einer Woche ist eine frühzeitige Vorstellung bei einem Experten oder einer Expertin jedoch dringend empfohlen, da komplexe Folgen und gegebenenfalls sogar bleibende Schäden drohen, wenn Verletzungen übersehen werden.
Fingerverletzungen:
Verletzungen der Knochen und Bänder der Mittelhand und Finger entstehen häufig durch den Ballanprall an die Hand oder durch Spielerkontakt.
Zu den typischen Symptomen gehören Schmerzen, Fehlstellung, Instabilität und Bewegungseinschränkungen. Aufgrund anhaltender Beschwerden werden die Verletzungen normalerweise frühzeitig einer Expertin oder einem Experten vorgestellt.