Was mache ich nach einer Verletzung?

Um einen Schaden bei einer Verletzung so gering wie möglich zu halten, sollte direkt nach dem Unfall die PECH-Regel angewandt werden. Halten die Schmerzen an, sollte zeitnah eine Vorstellung beim Arzt erfolgen, um insbesondere bei Muskel- und Gelenkverletzungen Wiederholungsverletzungen zu vermeiden. Verletzungen mit großen Blutergüssen müssen sofort einem Arzt vorgestellt werden.

Die Erstversorgung von Muskelverletzungen kann in der Regel vom Spieler oder der Spielerin selbst sowie  Helfenden unter Verwendung der PECH-Regel durchgeführt werden. Dazu gehört, die Belastung einzustellen, die Muskulatur zu kühlen, einen Kompressionsverband anzulegen und das Bein hochzulagern. Bei anhaltenden Beschwerden in der betroffenen Muskelgruppe sollte frühzeitig fachkundige ärztliche Hilfe in Anspruch genommen und das Ausmaß der Verletzung diagnostiziert werden.

Je nach Verletzungsschwere schließt sich eine konservative Therapie mit physiotherapeutische Maßnahmen zur strukturierten Muskelregeneration/-Heilung an. Bei einem Sehnenabriss muss überprüft werden, ob eine Operation zur Wiederanheftung der Sehne notwendig ist.

Insbesondere Bandverletzungen an der Außenseite des oberen Sprunggelenkes entstehen durch Umknicken auf dem Boden oder auf einem Fuß eines Gegenspielers bzw. einer Gegenspielerin. Häufig werden diese Verletzungen bagatellisiert, führen aber im Verlauf zu funktionellen Problemen am Sprunggelenk (Steife, Instabilität). Sofort nach dem Umknicken sollte ein Druckverband mit Eiswasser angelegt und die sportliche Aktivität beendet werden, um ein Anschwellen zu verhindern. Bis zur ärztlichen Untersuchung muss das Bein geschont und gegebenenfalls hochgelagert werden (PECH-Regel).

Knieverletzungen entstehen häufig durch Wegknicken oder im Zweikampf als direkten Kontakt gegen das Kniegelenk. Eine ernstzunehmende Verletzung besteht, wenn das Gelenk anschwillt oder eine stark schmerzende Bewegungseinschränkung vorliegt. Auch in diesem Fall sollte sofort die Belastung unterbrochen sowie das Knie gekühlt und eine Kompression angelegt werden.

Im Handball sind gerade Torhüterinnen und Törhüter durch Kopftreffer gefährdet, doch auch Spielerinnen und Spieler können sich durch einen Zusammenprall am Kopf verletzen. Auch nach scheinbar leichten Gehirnerschütterungen können Folgesymptome wie z.B. Schwindel, Koordinationsstörungen, Kopfschmerzen oder Konzentrationsstörungen auftreten. Diese Symptome werden häufig unterschätzt und als „unspezifisch“ eingeordnet, dabei handelt es sich bei einer Gehirnerschütterung um eine Schädigung von Nervenzellen im Gehirn.

Im Profisport stehen am Spielfeldrand nur wenige Minuten für eine neuropsychologische und körperliche Untersuchung durch den Mannschaftsarzt oder die Mannschaftsärztin zur Verfügung. Diese entscheidet, ob ein Weiterspielen möglich ist. Im Amateursport sind solche medizinischen Checks selten möglich, daher sollten der Spieler oder die Spielerin bei Beschwerden nach einem Zusammenprall oder einem Kopftreffer sicherheitshalber ausgewechselt werden.

Als Erstmaßnahme gilt Abschirmung und Ruhe. Zur Regeneration des Gehirns sollte auf Alkohol und die Nutzung von Medien vorerst verzichtet werden. Halten die Schmerzen an oder verschlimmern sie sich sogar, ist eine ärztliche Untersuchung zeitnah notwendig.

Schulterverletzungen entstehen häufig durch den Griff in den Wurfarm oder durch Sturz auf die Schulter. Zeichen für eine ernstzunehmende Verletzung sind hier ein starker Schmerz mit Bewegungseinschränkung, Bluterguss und gegebenenfalls Veränderung der Schulterkontour. In diesem Fall sollte sofort die sportliche Aktivität unterbrochen werden sowie die Schulter geschont angelegt werden. Falls vorhanden, kann eine elastische Bandage/Orthese zur Ruhigstellung angelegt werden.

Handwurzelverletzungen:
Stürzt ein Spieler oder eine Spielerin auf die ausgestreckte Hand, kann es zu Handgelenk- und Handwurzelverletzungen kommen. Diese können den Knochen (besonders Speichen- und Kahnbeinbruch) oder die Handwurzelbänder (besonders das Band zwischen Kahn- und Mondbein) betreffen.

Auch wenn es nur zu einer leichten Schwellung kommt, ist bei längeren Beschwerden eine Vorstellung bei einem Handexperten oder einer -expertin dringend empfohlen, da komplexe Folgen und gegebenenfalls sogar bleibende Schäden drohen, sollten Verletzungen übersehen werden.

Daumenverletzungen:
Im Handball kann es zu Verletzungen besonders des ellenseitigen Seitenbandes kommen („Skidaumen“). Aufgrund der großen Kraftaufwendung kommt es häufig zusätzlich zu Verletzungen des umgebenden Kapselapparates. Verletzungen im Bereich der Gelenkkapsel durch Distorsionen und Überdehnungen können langanhaltende Beschwerden sowie Schwellungen hervorrufen und benötigen nicht selten 6-8 Monate um sich zurückzuentwickeln.

Wichtig ist bei Verletzungen im Bereich des Daumengrundgelenkes frühzeitig eine Verletzung des ellenseitigen Seitenbandes zu diagnostizieren.

Fingerverletzungen:
Verletzungen der Knochen und Bänder der Mittelhand und Finger entstehen häufig durch den Ballanprall an die Hand oder durch Spielerkontakt. Typischen Symptome sind Schmerzen, Fehlstellung, Instabilität und Bewegungseinschränkungen. Bei anhaltenden Beschwerden sollten die Verletzungen frühzeitig einer Expertin oder einem Experten vorgestellt werden.

Bei Verletzungen des kindlichen Bewegungsapparates handelt es sich bei akuten Fällen oft um Frakturen, insbesondere der oberen Extremität. Da die Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, gilt es in der Kindertraumatologie besondere Regeln und Behandlungsalgorithmen zu beachten. Deswegen ist es sinnvoll, sich in die Hände eines mit Kindertraumatologie und den stereotypen Verletzungsmustern erfahrenen Arztes zu begeben. Hier können dann altersentsprechende Behandlungsoptionen besprochen und eine kindgerechte Therapie eingeleitet werden.

Akute Verletzungen an der oberen Extremität betreffen oft das Handgelenk. Hier herrscht ein großes Potential für konservative Therapie. Bei grob dislozierten Frakturen ist eine operative Versorgung notwendig. Anders verhält es sich am Ellenbogen, hier besteht nur ein geringes Korrekturpotential, eine operative Versorgung ist häufiger notwendig. Frakturen im Bereich der Schulter (proximaler Humerus) hingegen haben wiederum ein sehr hohes Remodelling-Potential. Dies ist auf die große Potenz der Wachstumsfuge zurückzuführen.

Verletzungen der unteren Extremität sind seltener als die der oberen Extremität. Zu beachten sind auch hier bestimmte kinderspezifische Verletzungsmuster. Insbesondere am Kniegelenk ist hier der knöcherne Ausriss des vorderen Kreuzbandes zu nennen, der einer Avulsionsverletzung der proximalen Tibiaepiphyse entspricht. Eine klassische Kreuzbandruptur ist im Kindesalter selten, tritt aber in den letzten Jahren deutlich häufiger auf und sollte auch im jungen Alter operativ versorgt werden, um Folgeverletzungen (z.B. Meniskusverletzungen) zu vermeiden.

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