Welche Herausforderungen / Hindernisse mussten Sie überwinden, um Forschung zu betreiben, und was raten Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs?
Tobias Winkler: Als ich an die Charité kam, gab es noch keine strukturierten Ausbildungsprogramme für klinische Forscher. Ich musste mir daher die strukturellen Voraussetzungen für meine wissenschaftliche Laufbahn im Wesentlichen selber zusammensetzen. Glücklicherweise haben mich meine wissenschaftlichen und klinischen Mentoren, hier vor allem Prof. Dr. Georg Duda und Prof. Dr. Carsten Perka, sehr gut unterstützt. So ist mir gelungen, neben meiner klinischen Tätigkeit auch eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe aufzubauen.
Die Hauptherausforderung für chirurgisch tätige Kolleginnen und Kollegen ist sicherlich heute trotzdem dieselbe: nämlich neben dem klinisch sehr dichten und sehr durchstrukturierten Alltag auch genügend Raum für qualitativ hochwertige Forschung zu generieren. Der große Vorteil ist allerdings heute, dass wir z. B. an der Charité – aber auch zunehmend an anderen akademischen Einrichtungen – strukturierte Programme haben, die jungen Kollegen diese geschützte Zeit einzuräumen.
Ein gutes Beispiel ist das Clinician Scientist Programm der Charité, das wir maßgeblich mitentwickelt haben. Dabei wird genau diese Forschungszeit in den Kliniken finanziert, sodass für die Häuser ein hoher Anreiz besteht, die Nachwuchsforscher in den einzelnen Programmen unterzubringen und die wissenschaftliche Karriere ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern. Mein Rat an junge klinische Wissenschaftler: Lebt für Eure Ideen! Sucht Euch klinische Mentoren, die Eure Visionen teilen! Denkt groß!