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AE-Pressemitteilung

Bakterien – von der Haut in den Körper: Wie Endoprothetik-Experten Gelenkinfektionen verhindern

Allein auf einer Fingerkuppe befinden sich bis zu 100 verschiedene Keime. Dort schaden sie ihrem Wirt – dem Menschen – nicht. In einer Operationswunde entwickeln sich die gleichen Mikroorganismen jedoch zum Infektionsrisiko. Beim Einsatz künstlicher Gelenke ist es daher notwendig, Patienten schon vor dem Eingriff einem Erreger-Screening zu unterziehen und Hygieneregeln in der Klinik strikt zu beachten. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik (AE) auf ihrer Pressekonferenz am 19. Juni in Hamburg hin. Denn eine Infektion des Gelenks belastet den Patienten, verzögert den Heilungsprozess und erfordert mitunter eine oder mehrere erneute Gelenk-Operationen.

Allein auf einer Fingerkuppe befinden sich bis zu 100 verschiedene Keime. Dort schaden sie ihrem Wirt – dem Menschen – nicht. In einer Operationswunde entwickeln sich die gleichen Mikroorganismen jedoch zum Infektionsrisiko. Beim Einsatz künstlicher Gelenke ist es daher notwendig, Patienten schon vor dem Eingriff einem Erreger-Screening zu unterziehen und Hygieneregeln in der Klinik strikt zu beachten. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik (AE) auf ihrer Pressekonferenz am 19. Juni in Hamburg hin. Denn eine Infektion des Gelenks belastet den Patienten, verzögert den Heilungsprozess und erfordert mitunter eine oder mehrere erneute Gelenk-Operationen. 

Von der Haut gelangen ständig Bakterien in das Körperinnere, beispielsweise beim Zähneputzen und Essen. Die körpereigene Abwehr fängt sie im Regelfall ab und verhindert eine Infektion. Zum Infektionsrisiko werden Bakterien dann, wenn sie von ihrem angestammten Platz an einen anderen Ort, beispielsweise vom Darm in die normalerweise keimfreie Harnblase, gelangen. Das gilt besonders dann, wenn die Anzahl der eingedrungenen Bakterien zu groß ist, um von der Abwehr abgefangen zu werden. „Künstliche Gelenke verfügen über keine Abwehr gegen Bakterien und damit können nur wenige davon eine Infektion auslösen, wenn sie an die Prothese gelangen“, erklärt Dr. med. Lars Frommelt, der das Institut für Infektiologie, klinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der HELIOS ENDO-Klinik Hamburg leitet. Da diese Besiedelung der Prothese bei der Implantation erfolgen kann, müssen Desinfektion, Antibiotikaprophylaxe, also krankenhaushygienische Maßnahmen erfolgen, um Bakterien daran zu hindern, die Prothese zu besiedeln, so der Experte im Vorfeld eines Forums der AE Hamburg. Ist es den Bakterien gelungen, auf der Prothese Fuß zu fassen, bilden sie den sogenannten Biofilm, in dem sie geschützt vor Abwehr und Antibiotika sind und von dort aus eine Infektion des Knochens verursachen. Spätestens dann müsse das Gelenk operativ gereinigt oder getauscht werden. 

„Die Haut wird trotz sorgfältiger Desinfektion nie völlig keimfrei sein, insbesondere, da bei einer Operation auch tiefere Hautschichten durchtrennt werden, in denen Desinfektionsmittel nicht wirksam sind. Von dort können Erreger in die Tiefe des Operationsgebietes gelangen“, so Professor Dr. med. Heiko Reichel, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik am RKU Ulm. Die sorgfältigste Reinigung der Haut gehört unbedingt zur hygienischen Vorsorge bei einer Operation, um das Risiko einer Infektion zu reduzieren. „Wir empfehlen dringend, alle Patienten vor der OP einem Screening zu unterziehen, damit gefährliche Erreger bereits vor der Operation mit einem passenden Antibiotikum behandelt werden können“, ergänzt der Präsident der AE. 

Vor einer Operation muss zudem sicher gestellt sein, dass der Patient nicht unter Infektionen oder Entzündungen leidet und über eine ausreichend starke körpereigene Abwehr verfügt, so Reichel. Zum Ablauf vor dem Eingriff gehöre zwingend, dass Gelenkprothesen steril verpackt und vorbereitet sind. Im Operationsverlauf müsse das OP-Personal die Hygieneregeln der Klinik strikt einhalten. Dies erlaube einen sicheren Einsatz der Prothese und entlaste Menschen mit steifen, schmerzenden Gelenken dauerhaft und zuverlässig. „Außerdem gibt es vielversprechende Entwicklungen im Bereich der Oberflächen-beschichtung von Prothesen. Diese könnten künftig die Kolonisation der Bakterien direkt auf dem Kunstgelenk vermindern“, ergänzt Professor Dr. med. Carsten Perka, Ärztlicher Direktor des Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie der Charité - Universitätsmedizin Berlin. Diese und weitere Möglichkeiten der Vermeidung und Behandlung periprothetischer Infektionen erörtern Vertreter verschiedener Fachgebiete bei der Pressekonferenz anlässlich des Forums „Experts meet Experts“ am 19. Juni in Hamburg. 

 

Terminhinweis:

Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik (AE) anlässlich des AE-Forums Experts meet Experts – Prävention Periprothetischer Infektionen 

Damit Knie und Hüfte eine „rundum saubere Sache“ bleiben: Infektionen bei Gelenkersatz wirksam vorbeugen

Termin: Freitag, der 19. Juni 2015, 11.30 bis 12.30 Uhr
Ort: Radisson Blu Hotel Hamburg, Raum Dallas, 1.OG
Adresse: Marseiller Straße 2, 20355 Hamburg

Pressekontakt für Rückfragen:

Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e.V. (AE)
Janina Wetzstein
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 89 31- 457
Fax: 0711 89 31-167
Opens window for sending emailwetzstein(at)medizinkommunikation.org 

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Die AE-Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik verfolgt als unabhängiger Verein seit 1996 das Ziel, die Lebensqualität von Patienten mit Gelenkerkrankungen und -verletzungen nachhaltig zu verbessern und deren Mobilität wieder herzustellen. Mit ihren Expertenteams aus führenden Orthopäden und Unfallchirurgen organisiert sie die Fortbildung von Ärzten und OP-Personal, entwickelt Patienteninformation und fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs. Die AE ist eine Sektion der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.

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