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Sportmedizin

Besonderheiten bei Verletzungen im Kindes- und Jugendalter

© Dusan Kostic / Adobe Stock

Rennen, Hüpfen, Klettern – das alles macht Kindern nicht nur großen Spaß, sondern ist auch gut für deren gesunde Entwicklung. Allerdings kommt es bei bestimmten Bewegungsformen zu Unfällen, die eine medizinische Versorgung erfordern. Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts, der sogenannten KIGGS Welle 2, ereignen sich bei Kindern und Jugendlichen rund 300.000 Sportunfälle pro Jahr, in deren Folge jedes achte Kind stationär aufgenommen und mindestens eine Nacht im Krankenhaus verbringen muss. Prof. Dr. Holger Schmitt von der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS), eine Sektion der DGOU, hat sich mit den positiven Effekten sportlicher Aktivitäten befasst und stellt die Besonderheiten kindlicher Verletzungen dar.

Zahlreiche Studien belegen, dass sich Sport im Kindesalter positiv auf die körperliche und geistige Entwicklung auswirkt. Neben einer Stabilisierung des Bewegungsapparates – durch mehr Körperkraft und einer besseren Koordination – führen eine Verbesserung der Beweglichkeit, Schnelligkeit und Ausdauer letztlich zu einer höheren Leistungsfähigkeit. „Wer regelmäßig Sport treibt, trainiert sein Herz-Kreislaufsystem, stärkt das Immunsystem und kann chronische Erkrankungen vorbeugen“, sagt Prof. Dr. Holger Schmitt, Vorsitzender des GOTS-Komitees Kindersportorthopädie und Facharzt am Deutschen Gelenkzentrum in der ATOS-Klinik Heidelberg. Sport verbessere zudem die geistige Leistungsfähigkeit, denn körperliche Aktivität beeinflusst das Wohlbefinden positiv und kann das Selbstbewusstsein stärken.

Wachstumsfuge ist Schwachstelle

Trotz der positiven Auswirkungen von sportlicher Aktivität können sich Kinder beim Training verletzen. Vor allem bei Sportarten mit Gegnerkontakt, wie bei den meisten Ballsportarten und beim Kampfsport, ist das Risiko für Verletzungen erhöht. Das gleiche gilt für Aktivitäten, die mit hoher Geschwindigkeit ausgeübt werden, wie beispielsweise alpiner Skilauf.

Im Vergleich zu Erwachsenen kommt es bei Kindern zu deutlich weniger Verletzungen der Muskeln, Sehnen und Bänder. Vielmehr treten Frakturen auf, insbesondere an den oberen Extremitäten. Während der kindliche Bewegungsapparat noch ein erhebliches Korrekturpotenzial aufweist, Frakturen leicht zu behandeln sind oder es sogar zu Spontankorrekturen kommt, stelle die offene Wachstumsfuge des Bewegungsapparates eine Schwachstelle dar. „Wird eine Wachstumsfuge direkt durch ein Trauma verletzt, kann es zu einem vorzeitigen Verschließen von Teilen der Wachstumsfuge kommen, woraus sich ein Fehlwachstum mit Achsabweichung ergeben kann“, sagt Schmitt. Daher sei eine engmaschige Kontrolle einer verletzten Wachstumsfuge erforderlich, um ein mögliches Fehlwachstum frühzeitig zu erkennen.

Auf die Belastung kommt es an

Darüber hinaus ist die Art der Belastung entscheidend für den Einfluss auf das Wachstumsverhalten. Stauchende Belastungen scheinen eher einen hemmenden Einfluss zu haben, exzentrische Belastungen wirken dagegen stimulierend. „Bei Turnern wird beispielsweise ein frühzeitiger Verschleiß der distalen Radiusepiphyse mit der Verkürzung des Unterarms beobachtet, bei Tennisspielern eher eine Stimulierung mit Verlängerung des Schlagarmes“, sagt der Sportmediziner.

Bewegung unbedingt fördern

Das Verletzungsrisiko sei zwar nicht zu unterschätzen, dennoch überwiegen die positiven Auswirkungen von Sport auf die körperliche, geistige und soziale Entwicklung, betont Schmitt. Da gerade in Pandemie-Zeiten der Schul- und Vereinssport nicht immer wie gewohnt erfolgen kann, sollte deshalb in der Freizeit auf ausreichend Bewegung geachtet werden.


Quelle: Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS)

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