Verletzungen und Ausfallzeiten im Fußball korrelieren mit dem Alter des Fußballers, dem Trainingsumfang, der Trainingssteuerung sowie dem Spiellevel. Vor allem Jungprofis und Spieler auf dem Sprung in den Profistatus haben das größte Verletzungsrisiko.
Am häufigsten ist die untere Extremität betroffen, vor allem das Sprunggelenk, das Kniegelenk sowie die Muskeln von Ober- und Unterschenkel. Dabei sind die meisten Verletzungsarten Umknicktraumen, Zerrungen und Prellungen. Neben den eigentlichen traumatischen Verletzungen spielen auch die Verletzungen durch Überlastung eine große Rolle. Während leichte Muskelverletzungen eine sehr gute Prognose hinsichtlich der Spielfähigkeit haben, bedingen Bandverletzungen wie auch schwerwiegende Muskelverletzungen häufig eine längere Spielpause. Ausgeprägte Schädigungen des Gelenkknorpels sowie Verletzungen mehrerer Bänder der Gelenke bedeuten oft das Karriereende.
Risiko Nummer 1: Sprunggelenksverletzungen
Hier ist vor allem der Außenbandapparat gefährdet: Die Außenbänder sind bei Sprunggelenkverletzungen sehr häufig betroffen, seltener die Innenbänder. Liegt eine Bänderdehnung vor oder reißt nur ein Band, erfolgt die Behandlung in der Regel konservativ und die Spieler können ggf. nach einer Ausfallzeit (bis zu 30 Tage) mit Tapeverbänden wieder spielen. Reißen zwei oder mehr Bänder, wird bei Profis und jungen Leistungssportlern oft zur OP geraten. Eine schwere Verletzung mit Ausfallzeiten über 8 Wochen ist der Syndesmosenriss (Verbindung zwischen Schien- und Wadenbein), wie ihn z.B. in dieser Saison Kingsley Coman erlitt. Zur Behandlung ist in der Regel eine OP notwendig.
Am zweithäufigsten: Kniegelenkstraumata
Kniegelenkstraumata sind nicht ganz so häufig wie Sprunggelenksverletzungen, aber oftmals mit einer längeren Verletzungspause des Fußballers verbunden. Was passiert beim Spiel? Zu Verletzungen der Bänder im Kniegelenk kann es sowohl mit als auch ohne Gegnerkontakt kommen. Verstauchungen des Kniegelenks ohne Körperkontakt entstehen durch die „Fixierung“ des Fußes mit dem Untergrund bei gleichzeitiger Drehung des gesamten Körpers. Biomechanische Studien haben gezeigt, dass das vordere Kreuzband ein Hauptstabilisator für die Innenrotation des Unterschenkels ist. Kommt es zu einer extremen Außendrehung des Körpers bei fixiertem Unterschenkel, kann das vordere Kreuzband leicht reißen (z.B. Sami Khedira vor WM 2014). Erste Anzeichen: rascher Kniegelenkserguss, Bewegungseinschränkung und Instabilitätsgefühl. Häufig kommt es dabei auch zu einem (An-)Riss des Innenbands als Begleitverletzung. Und auch der Innenmeniskus, welcher mit dem Innenband z.T. verwachsen ist, kann bei diesem Unfallmechanismus mitbetroffen sein. Die Kombination aller drei Verletzungen ist auch als „unhappy triad“ bekannt.
Fast ein Drittel aller Fußballverletzungen sind Muskelverletzungen
Die leichteste Variante ist der gemeine Muskelkater, die schwerwiegendste der komplette Muskelriss. Letzterer erfordert eine OP, bei der der Muskel wieder an der Sehne refixiert wird. Von einer direkten Muskelquetschung durch Gegnereinwirkung (Tritt) ist häufig der Musculus quadriceps betroffen, von einer Überdehnung – Muskelfaserriss – meistens der Hamstring. In der Vergangenheit erlitt z.B. Marco Reus verschiedene Muskelverletzungen.
Kontusionstraumen (Prellungen) der Muskulatur sind meist Folge eines Zusammenpralls mit dem Gegner. Der kontrahierte und nicht ermüdete Muskel weist ein geringeres Verletzungsrisiko auf. Der Quadrizepsmuskel ist der am häufigsten betroffene Muskel. Spielt der Fußballer nach leichter Prellung weiter, riskiert er durch die weitere Belastung eine schwerere Muskelverletzung. Empfehlenswert ist hingegen die Erstversorgung nach dem Prinzip RICE: rest, ice, compression, elevation. Die gute Nachricht: Durch die gute Blutversorgungssituation heilt die Muskulatur schnell. Therapeutisch ist – je nach Schwere der Verletzung – eine schnelle Mobilisation und Physiotherapie zu empfehlen. Äußerst selten müssen Muskelverletzungen operiert werden.
Gehirnerschütterung
Die Gehirnerschütterung (Commotio cerebri) ist eine sehr ernstzunehmende Verletzung beim Fußball wie auch anderen Kontaktsportarten und in den letzten Jahren immer mehr in den Focus der Sportmedizin gerückt (v.a. American Football). Ursache sind weniger die Annahme des Balles mit dem Kopf als Anprälle gegen den Kopf des Gegners oder dessen Ellbogen bei Kopfball-Duellen. Spektakulärster Vorfall war die Gehirnerschütterung von Christoph Kramer beim WM-Finale 2014.
Kopfplatzwunden oder Wunden im Gesichtsbereich gehören zu den eher milden Verletzungen (z.B. Bastian Schweinsteiger im WM-Finale 2014). Allerdings ist die Voraussetzung zum Weiterspielen, dass die Wunde trocken und dicht ist. Als Versorgungsmöglichkeit besteht neben dem Nähen der Wunde auch das Kleben oder Klammern.
Hintergrundwissen Verletzungen
Lange war die Definition einer „Verletzung“ und „Ausfallzeit“ schwierig mit unterschiedlichen Meinungen dazu in der Fachwelt. Aktuell orientiert man sich vor allem an der FIFA Richtlinie F-MARC (FIFA Medical and Research Centre) nach der „jede physische Beschwerde, die durch Fußball verursacht wurde“, als Verletzung zählt. Jede zweite passiert durch Kontakt mit dem Gegner oder mit Gegenständen. Diese sogenannten Kontaktverletzungen treten vermehrt während des Wettkampfs auf, Nicht-Kontaktverletzungen hingegen vor allem während der Trainingsphasen.
Der Verletzungsgrad ist klar definiert:
- „Milde Verletzungen“ mit Unterteilungen in „schwach“ (keine Ausfallzeit), „minimal“ (1 bis 3 Tage Ausfallzeit) und „leicht“ (4 bis 7/8 Tage Ausfallzeit). Sie machen insgesamt rund 50 Prozent aller Verletzungen aus.
- „Mittelschwere Verletzungen“ mit 7/8 bis 27/30 Tage Ausfallzeit. Insgesamt betrifft dies rund 35 Prozent aller Verletzungen.
- „Schwere Verletzungen“ mit mehr als 28/30 Tage Ausfallzeit. Ca. 10 bis 16 Prozent aller Verletzungen gelten als schwer.
Quelle: AGA-Pressemitteilung