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Thomas Randau: Mir gefällt die manuelle Tätigkeit am Gewebe

Dr. Thomas Randau arbeitet als Oberarzt in der Klinik und Poliklink für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universitätsklinik Bonn. Außerdem ist er Senior-Hauptoperateur des dortigen Endoprothesenzentrum und Sektionsleiter der Rheuma-Orthopädie. Ein Jahr nach der Gründung ist der Facharzt für O und U 2009 in die DGOU eingetreten und engagiert sich seit 2013 aktiv in der Sektion Osteologie. Auch in der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) sowie den DGOU-Sektionen Grundlagenforschung, Deutsch-Chinesische Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie der AE – Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik bringt sich der Kliniker und Wissenschaftler ein.   

Paraklinisch beschäftig sich der Science Slam-Sieger 2020 als Qualitätsmanagement-Beauftauftrager mit Zertifizierungen und Qualitätssicherung, wissenschaftlich vor allem mit der Diagnostik und Pathogenese von periprothetischen Infektionen sowie mit der Differenzierbarkeit und Charakterisierung von mesenchymalen Stammzellen.

Warum sind Sie Facharzt für O und U geworden?

Thomas Randau: Schon im Studium war mir klar, dass ich ein chirurgisches Fach erlernen möchte. Ich hatte immer eine hohe Affinität zu Technik und Mechanik und habe im Anatomiekurs gemerkt, dass mir die manuelle Tätigkeit am Gewebe sehr gefällt. Schon vor Ende des Studiums durfte ich bei der AO Foundation in Davos tiefe Einblicke in neueste Entwicklungen unseres Faches – sowohl technisch als auch biologisch  – gewinnen und war froh, dass ich direkt nach dem Studium in der Orthopädie und Unfallchirurgie anfangen konnte. Dank meiner Lehrmeister Prof. Dr. Sascha Gravius und Prof. Dr. Dieter C. Wirtz in Bonn bin ich in der Subspezialität der Endoprothetik und Revisionsendoprothetik gelandet. Beide haben mich dafür klinisch und wissenschaftlich begeistert.

Können Sie sich noch an Ihre erste orthopädische Behandlung oder operativen Eingriff erinnern?

Thomas Randau: Meine erste Famulatur habe ich schon früh im Studium in der Kinderanästhesie in der Kinderklinik St. Augustin bei Bonn absolviert. Dort lag der Fokus auf Kinderherzchirurgie, was anästhesiologisch sehr spannend war. Aber der chirurgische Teil hat mich nicht begeistert. An einem der letzten Tage durfte ich als Student bei einer langstreckigen Korrektor-Spondylodese bei einem jungen Patienten mit einer Adolszenten-Skoliose zuschauen und war sofort begeistert von der Präzision, der Mechanik, den Implantaten – einfach allem.

Meine erste "eigene" Operation, viele Jahre später dann als Assistenzarzt, war auch ein Wirbelsäuleneingriff. Es handelte sich um eine Kyphoplastie über vier Etagen bei einem metastasiertem Mamma-Karzinom, was der Patientin damals als eine tolle Schmerzreduktion brachte. Ein besonderes Highlight war für mich wieder viele Jahre später, der erste Beckenteilersatz, den ich ganz selbst operieren konnte. Immer noch freue ich mich, wenn ich z.B. ein neues Implantatsystem oder die Weiterentwicklung eines Implantates als erster in den Händen halten und einbauen darf.

Was geben Sie zukünftigen Orthopäden und Unfallchirurgen mit auf den Weg?

Mit Orthopädie und Unfallchirurgie haben Sie sich für Medizin zum Anfassen und Mitmachen entschieden. Wie in kaum einem anderen Fach werden Sie so viele Patienten auf unterschliche Art und Weise behandeln – vom Neugeborenen bis zum Hochbetagten, von der Bagatellverletzung zum Polytrauma, vom hochstandardisierten Routineeingriff bis hin zum komplexen individuellen Heilversuch. Dazu brauchen Sie nicht nur fundiertes medizinisches Wissen, sondern auch manuelles Geschick und technisches Verständnis. Wenn Sie Ihre Arbeit mit Herz, Hirn und Hand gut machen und noch einige wenige und offensichtliche Dinge beachten, dann können Sie in unserem Fach Leben und Lebensqualität retten und verbessern.

  • Herz: Betrachten Sie jeden Patienten so, also wäre es Ihr Vater, Ihre Mutter, Ihr Kind oder Sie selbst. Bewahren Sie sich ein gesundes Augenmaß und Empathie für Ihr Gegenüber. Bleiben Sie ehrlich. Seien Sie sich Ihrer Grenzen bewusst und trauen Sie sich, auch mal etwas abzulehnen oder an den spezialisierteren Kollegen zu verweisen. Keiner muss alles können.
     
  • Hirn: Lesen Sie alte und neue Literatur und glauben Sie nicht alles, was geschrieben steht. Bleiben Sie Neuerungen gegenüber kritisch und hinterfragen Sie regelmäßig das Bewährte, ob es nicht doch zu verbessern ist. Lehnen Sie es ab, Dinge zu tun, nur weil es immer schon (oder noch nie) so war. Suchen Sie nach Antworten, statt sich mit Ausreden abzufinden.  
     
  • Hand: Übung macht den Meister, denn was man oft macht, macht man irgendwann gut. Lernen Sie von den Besten, Fragen Sie nach den Tricks. Übernehmen Sie, was gut ist und verbessern Sie den Rest. Fordern Sie sich in den Routineeingriffen ständig selbst heraus, um stetig besser, schneller und sicherer zu werden. Streben Sie nach Perfektion!

"Als ich während des Medizinstudiums bei einer Spondylodese-OP zusehen durfte, war ich sofort begeistert von der Präzision, der Mechanik, den Implantaten - einfach allem."

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