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Um Patienten in O und U auch ohne Operation bestmöglich zu versorgen

Die Orthopädie und Unfallchirurgie ist ein weites Feld: Sie beginnt bei der Prävention von Verletzungen und Erkrankungen des Halte- und Bewegungsapparates, umfasst deren Diagnose sowie die operative und nicht-operative Behandlung und behält auch die Nachsorge und Rehabilitation der Patienten im Blick. Man sieht, Fachärzte für O und U beherrschen beides: mit dem Skalpell umgehen genauso wie nicht-chirurgisch behandeln. Mit dem Weißbuch „Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie“ hat die DGOU 2017 gemeinsam mit dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) erstmals die gesamte Bandbreite der nicht-operativen Möglichkeiten in O und U aufgezeigt.

Warum diese konservativen Therapien für orthopädisch-unfallchirurgische Patienten mehr und mehr an Bedeutung gewinnen, erläutert Dr. Matthias Psczolla, Mitherausgeber des Weißbuchs.


Was versteht man in O und U unter konservativer Behandlung? Was kann sie für Patienten leisten?

Matthias Psczolla: Die Orthopädie und Unfallchirurgie ist zwar vordergründig ein chirurgisches Fach, besteht aber nicht nur aus operativer Therapie. Konservativ bedeutet, dass nicht operiert wird: Manuelle Medizin, Schmerztherapie, Medikamente für viele Krankheitsbilder, Akupunktur sowie die große Palette physiotherapeutischer und physikalischer Maßnahmen stehen für viele orthopädische Krankheitsfälle bei Verschleiß- und Stoffwechselerkrankungen im Vordergrund. Der Unfallchirurg therapiert nach Unfällen ebenfalls meistens mit ruhigstellenden und funktionellen Verbänden. Zudem ist auch die Verordnung von orthopädischen Schuhen, Einlagen sowie von orthopädischen Hilfsmitteln konservative Therapie.

Wie steht es denn deutschlandweit um diese Therapieansätze? Welchen Stellenwert haben sie?

Psczolla: Interessanterweise werden die meisten Patienten in unserem Fach nicht mit operativen Methoden, sondern konservativ behandelt. In der ambulanten Praxis, in der akutstationären und rehabilitativen Versorgung haben nicht-chirurgische Behandlungsformen eine sehr große Bedeutung. Für Patienten bringen sie zudem den Vorteil mit sich, dass es sich meist um sehr risikoarme Verfahren handelt. Ein weiterer Gewinn für Betroffene: Bei chronifizierten Erkrankungen des Bewegungssystems oder wenn chirurgische Behandlungen abgeschlossen bzw. nicht mehr möglich sind, bieten nicht-operative Therapien immer noch viele Möglichkeiten der Behandlung.

Das bedeutet auch, dass Mediziner und nicht-ärztliche Berufsgruppen hier eng zusammenarbeiten, richtig?

Psczolla: DGOU und BVOU wollten mit dem Weißbuch für Ärzte und Nicht-Ärzte die ganze Breite des Faches O und U darstellen – und gewissermaßen auch noch einmal in Erinnerung rufen. Denn durch die enorme Entwicklung der chirurgischen Möglichkeiten in den letzten Jahrzehnten bleibt der Orthopäde und Unfallchirurg auch weiter der primäre Ansprechpartner für die orthopädische Schmerztherapie, für die Behandlung und Wuchslenkung des Kindes, für Probleme von Behinderten und für alle Arten angeborener oder erworbener Krankheiten des Bewegungssystems. Die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Psychologen und den nicht-ärztlichen Berufen ist inzwischen fester Bestandteil unseres Faches und ein besonderes Thema des Weißbuches.

Im Weißbuch heißt es, die nicht-chirurgische Behandlung in O und U müsse zum Wohle der Patienten weiter gestärkt werden. Wie kann das gelingen?

Psczolla: Als Fazit des Weißbuchs sind 10 Thesen und Aufgaben formuliert, die wir als DGOU zukünftig gemeinsam mit unserem Berufsverband verwirklichen wollen – sowohl nach innen als auch nach außen. Im Fokus dieser durchaus auch politischen Forderungen stehen unsere Patienten, denen wir qualitätsgesicherte und leitliniengerechte, möglichst wirksame und risikoarme Diagnose- und Therapieverfahren anbieten möchten. Wir wollen Patienten mit unseren Fachleuten und kooperierenden Berufsgruppen von der Kindheit bis ins Greisenalter bei allen ihren Problemen, die das Bewegungssystem betreffen, optimal betreuen: sowohl chirurgisch mit hoher Spezialisierung, als auch nicht-operativ konservativ in den verschiedenen Versorgungsbereichen.

 


Das Interview führte Maria Hauk.


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