Für eine optimale Versorgung sind für bestimmte Bereiche im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie auch weiterhin Innovationen sehr wichtig. Dazu gehören vor allem die Behandlung der Volkskrankheiten Arthrose und Osteoporose, die individualisierte Rekonstruktion von traumatisch bzw. degenerativ erworbenen Knochen- bzw. Gewebedefekten mit biologischem Wiederaufbau, die Weiterentwicklung schonender minimal-invasiver Operationsverfahren und die sichere Anwendung von Implantaten. Um Krankheitsursachen wie beispielsweise von Arthrose und Osteoporose ursächlich behandeln zu können, bedarf es intensiver Forschung auf dem Bereich der Osteoimmunologie. „Nur dann, wenn wir den sogenannten Cross-Talk der Zellen verstanden haben, können wir bestimmte Signalwege nutzen, den Degenerationsprozess auf zellulärer Ebene zu beeinflussen“, sagt Prof. Dr. Dieter C. Wirtz, Präsident der DGOU sowie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) und Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Bonn.
Dies gelte auch für die Rekonstruktion von Knochen- und Gewebedefekten, die durch Verletzungen oder beispielsweise durch gelockerte Implantate entstanden sind. Hier kommen zunehmend neue Methoden des Tissue Engineering und das sogenannte Bioprinting zur Anwendung. Dabei wird im 3D-Druckverfahren ein individuell angefertigtes Defektregenerat aus körpereigenen Zellen hergestellt. Neben der Rekonstruktion von Knochen und Gelenken kommt auch einer möglichst gewebe- und muskelschonenden Operation für die Wiederherstellung der Beweglichkeit und Schmerzfreiheit eine entscheidende Aufgabe zu. Dabei helfen neue Technologien wie 3D-Techniken, Künstliche Intelligenz (KI) und Augmented Reality (AR), um das eigentlich Unsichtbare in OP-Situationen sichtbar zu machen und damit die Sicherheit im OP für den Patienten zu erhöhen. „In der Diagnostik wurden in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte erzielt. Das intraoperative 3D-Scannen bietet eine verbesserte Visualisierung während der Operationen und eine sofortige Kontrolle der Positionierung von Implantaten“, sagt Prof. Dr. Michael J. Raschke, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), stellvertretender DGOU-Präsident und Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Münster.
„Wir brauchen Innovationen in der Medizintechnik, um gemeinsam die nächsthöhere Qualitätsstufe in der Orthopädie und Unfallchirurgie zu erreichen. Das heißt konkret, mehr und bessere Heilungschancen für kranke Menschen und damit mehr Lebensqualität nach einer Behandlung. Weltweit setzen Unternehmen dafür erhebliche Ressourcen und Investitionen in die Weiterentwicklung von Diagnosewerkzeugen und die Implementierung von Robotik in der Orthopädie und Unfallchirurgie ein“, sagt Wirtz. Raschke ergänzt: „Unser Ziel sollte es sein, unseren Patienten und unserer Gesellschaft eine höhere Qualität, mehr Sicherheit, ein besseres Patientenergebnis und weniger Komplikationen zu bieten. Auf diese Weise verbessern wir nicht nur unser Gesundheitssystem, sondern senken auch dessen Kosten.“