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Für mehr Sicherheit: Mediziner lernen interpersonelle Kompetenzen von Piloten

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Lufthansa Aviation Training (LAT) bietet für Deutschlands Krankenhauspersonal ab sofort das Kursformat „Interpersonal Competence“ (IC) an. Es stärkt den Faktor Mensch und gibt Medizinern und Pflegepersonal Werkzeuge an die Hand, damit sie professionell und effektiv im Team und mit ihren Patienten kommunizieren können. Das Training hat sich in der Luftfahrt bewährt und wurde von Piloten, Psychologen und Ärzten für die Medizin weiterentwickelt, um die Sicherheit in der Patientenversorgung nachhaltig zu verbessern. Als erste Klinikgruppe Deutschlands haben die Kliniken der gesetzlichen Unfallversicherung (BG Kliniken) das LAT-Programm seit August 2017 flächendeckend für ihre medizinischen Fachkräfte eingeführt.

Die Ursachen für Zwischenfälle in der Medizin sind vielfältig. Dies belegt eine Umfrage, die die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und LAT 2016 durchgeführt haben. Als Ursachen für Zwischenfälle wurden Zeitdruck, mangelnde Kommunikation, Personalmangel, Stress, Überforderung, mangelndes Situationsbewusstsein, fehlende Verfahren und Mangel an Training genannt. Obwohl der Faktor Mensch als Hauptursache für die Mehrzahl vermeidbarer Zwischenfälle gilt, spielen interpersonelle Kompetenzen bei den Aus- und Weiterbildungsanforderungen in der Medizin bisher kaum eine Rolle. „Dabei beginnt Sicherheit im Kopf der handelnden Personen“, ist sich Prof. Dr. Reinhard Hoffmann, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und Ärztlicher Direktor der BG Unfallklinik in Frankfurt am Main sicher.

Die BG Kliniken und LAT stellen daher die Patientensicherheit in den Vordergrund. Denn Experten sind sich einig, dass die Anzahl der Zwischenfälle und Fehler in der Medizin mit dem technischen Fortschritt und verbesserten Abläufen allein nicht nachhaltig reduziert werden können. Prof. Hoffmann sagt: „Experten sehen in der Sicherheitskultur von Luftfahrtunternehmen schon lange ein Vorbild für die Medizin. Die IC-Kurse für medizinisches Fachpersonal sind nun der konsequente nächste Schritt. Im OP muss nicht nur jeder Handgriff, sondern auch die zwischenmenschliche Kommunikation sitzen. Das ist alles andere als trivial – besonders in komplexen Versorgungssituationen mit interprofessionellen Teams, wie sie die BG Kliniken täglich erleben.“ Daher haben sich die BG Kliniken und LAT dazu entschieden, den Weg zur Erhöhung der Patientensicherheit gemeinsam zu gehen. In den nächsten drei Jahren werden über 1.000 Mitarbeiter aus allen Fachrichtungen und über alle Ebenen hinweg in IC geschult.
 

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Das Konzept der IC-Kurse hat LAT zusammen mit der DGOU entwickelt. Die Ziele des Trainings sind unter anderem, die Zusammenarbeit und die Kommunikation im Team zu verbessern, Entscheidungen gemeinsam und anhand von Fakten zu treffen, Stress und Workload zu reduzieren, das Situationsbewusstsein zu erhöhen, aus Fehlern zu lernen und Fehler zukünftig zu vermeiden, Probleme anzusprechen, Feedback zu geben, Führungseigenschaften auszubauen, Empathie zu zeigen und sich gegenseitig zu motivieren.

Martin Egerth verantwortet das Training bei der LAT: „In der Luftfahrt haben wir bereits in den 1990er-Jahren erkannt, dass wir auch interpersonelle Fähigkeiten benötigen und dass diese einen gleich hohen Stellenwert haben wie technische und prozedurale Fähigkeiten.“ Diese Art von Trainings ist in der Luftfahrt mittlerweile weltweit gesetzlich vorgeschrieben. Natürlich haben sich die Technik und die Automation verbessert und maßgeblich zu diesen Erfolgen beigetragen, aber ohne die interpersonellen Kompetenzen und dem damit verbundenen Training von Piloten, Flugbegleitern und Fluglotsen wäre dieser Erfolg so nicht möglich gewesen. „In der Luftfahrt haben wir mit 2016 das sicherste Jahr in der Geschichte der zivilen Luftfahrt hinter uns, und ein extrem hohes Sicherheitsniveau erreicht. Wir freuen uns gemeinsam mit unseren Partnern eine ähnliche Entwicklung in der Medizin anzustoßen. Safety first!“

Am Ende sind interpersonelle Fähigkeiten die Basis für eine funktionierende Sicherheits- und Organisationskultur. Zudem wird das Vertrauen zwischen den Patienten und dem medizinischen Personal gestärkt und die Patientensicherheit erhöht. In der Medizin ist diese Sicherheitskultur, die von jedem einzelnen Mitarbeiter, dem Team, der Führung und der ganzen Organisation gelebt wird, der Schlüssel zum Erfolg: die Stärkung des Faktors Mensch.

Quelle: Pressemitteilung von BG Kliniken und LAT

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