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Pressemitteilung zum DKOU

Orthopäden und Unfallchirurgen diskutieren neue Ansätze im Kampf gegen infizierte Implantate

© DKOU / DGOU

Wenn sich Keime auf Implantaten wie etwa Kunstgelenken, Metallplatten, Schrauben oder Nägeln ansiedeln, drohen dem Patienten erhebliche Unannehmlichkeiten wie Schmerzen, mehrfache Operationen und häufig ein schlechteres Behandlungsergebnis. Orthopäden und Unfallchirurgen haben diese sogenannten implantat-assoziierten Infektionen als Schwerpunktthema auf die Agenda des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2018 gesetzt. Dort werden unter anderem neue Ansätze zur Vorbeugung und Behandlung dieser Komplikation diskutiert.

Wundinfektionen nach einer Operation gehören zu den gefürchtetsten Komplikationen in allen chirurgischen Fächern. Auf Implantaten bilden Bakterien eine dünne Schleimschicht – den sogenannten Biofilm –, die sie vor Angriffen des Immunsystems oder Antibiotika schützt. Die operierte Körperstelle schwillt an, schmerzt und kann unter Umständen nicht mehr bewegt werden. Ohne Behandlung droht eine Blutvergiftung. „Patienten, die nach einer Operation starke Schmerzen im Wundbereich oder Fieber haben, müssen deshalb so schnell wie möglich untersucht und behandelt werden“, sagt Prof. Dr. Joachim Windolf, einer der Kongresspräsidenten des DKOU 2018.
 
Meist sind dann mehrere Operationen notwendig, bei denen der Chirurg das Implantat entfernen und die Eingriffsstelle von Keimen befreien muss. Bei den besonders schwerwiegenden Formen der bakteriellen Entzündung des Knochens (Osteomyelitis) ist ein interdisziplinärer Therapieansatz erforderlich. „Der Operateur sollte dazu einen Infektiologen, Mikrobiologen und ggf. einen plastischen Chirurgen mit in die Behandlung einbeziehen“, sagt Windolf. Dies empfiehlt auch die aktuelle Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) (1). Für den Patienten sind Infektionen eine enorme Belastung. „Deshalb versuchen wir, das Risiko einer solchen so gering wie möglich zu halten“, betont Windolf. Folgende Maßnahmen werden ergriffen: das Vorab-Screening auf multiresistente Erreger (z. B. MRSA), strenge Hygiene nicht nur im OP, sondern im gesamten Krankenhaus sowie möglichst gewebeschonende Operationstechniken.
 
Um das Auftreten implantatassoziierter Infektionen zu verhindern, werden verschiedene Präventionsmaßnahmen wie antimikrobiell beschichtetes Fadenmaterial, oder spezieller, antibiotikahaltiger Knochenzement für die Verankerung von Kunstgelenken angewendet. Studien zeigen, dass dieser das Infektionsrisiko deutlich verringert, vor allem bei den besonders risikoreichen Korrektur- oder Wechseloperationen (2). Für Platten und Nägel, die bei offenen und somit stark infektionsgefährdeten Knochenbrüchen eingesetzt werden, gibt es Beschichtungen, die die Ansiedlung von Keimen verhindern sollen. In Laborversuchen wird zudem die gezielte Anwendung von Viren, welche sich auf die Zerstörung von Bakterien spezialisiert haben (sog. Bakteriophagen) untersucht. Diese sind in der Lage, in den bakteriellen Biofilm auf einem infizierten Implantat einzudringen und diesen zu zerstören. „Wenn dieser Ansatz sich in klinischen Studien als wirksam erweist, könnte man Mikroorganismen quasi mit ihren eigenen Waffen schlagen“, sagt Windolf.

17 Sitzungen und mehr als 100 Vorträge auf dem DKOU 2018 sind dem Thema „implantatassoziierte Infektionen“ gewidmet.

Quellen: 
(1)     Tiemann A et al. (2017) S2k-Leitlinie „Akute und chronische exogene Osteomyelitis langer Röhrenknochen des Erwachsenen“ 
(2)    Wang J, Zhu C, Cheng T et al (2013) A systematic review and meta-analysis of antibiotic-impregnated bone cement use in primary total hip or knee arthroplasty. PLoS ONE 8(12):e82745

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